Polizei nimmt Brasiliens grösste Favela ein

Brasiliens Polizei hat die grösste Favela des Landes, die Armensiedlung Rocinha in Rio de Janeiro, besetzt. Rund 3000 Polizisten und Marinesoldaten nahmen nach offiziellen Angaben in den frühen Morgenstunden des Sonntags an der Operation teil.

Die Polizei kontrolliert Rocinha - ein Hauptschauplatz des Drogenhandels in Rio de Janeiro (Bild: sda)

Brasiliens Polizei hat die grösste Favela des Landes, die Armensiedlung Rocinha in Rio de Janeiro, besetzt. Rund 3000 Polizisten und Marinesoldaten nahmen nach offiziellen Angaben in den frühen Morgenstunden des Sonntags an der Operation teil.

Zum Einsatz kamen auch Helikopter und mehrere gepanzerte Kettenfahrzeuge. Ziel der Aktion war es, die Macht der Drogenbanden zu brechen und feste Polizeiwachen in der Favela zu installieren.

Rocinha liegt im Süden Rios, nur einige Kilometer entfernt von den Nobelvierteln Leblon und Ipanema, und zählt mindestens 70’000 Einwohner. Andere Quellen sprechen von bis zu 120’000 Menschen, die in dem Elendsviertel leben.

Der Einsatz begann um 4 Uhr (7 Uhr MEZ). „Um 6 war die Mission der Rückeroberung von Rocinha, Vidigal und Chácara do Céu erfüllt, ohne dass ein einziger Schuss abgefeuert wurde“, sagte Pinheiro Neto, einer der Polizei-Einsatzleiter, bei einer Pressekonferenz.

Ihm lägen „keine Informationen über Festnahmen oder Sicherstellung von Waffen“ vor, sagte Neto weiter. Der private Fernsehsender Globo berichtete, es sei Marihuana beschlagnahmt worden, machte zur Menge jedoch keine Angaben. Nach der Besetzung durchkämmten Spezialtrupps angrenzende Wälder, die von den Drogengangs als Flucht- und Transportwege genutzt wurden.

Riesiger Drogenmarkt

Auch die benachbarten kleinen Favelas Vidigal und Chácara do Céu wurden besetzt. Die Zufahrten zu den Siedlungen waren schon Tage zuvor scharf kontrolliert und am Sonntag zeitweise ganz abgeriegelt worden.

Rocinha gilt als einer der grössten und lukrativsten Drogenumschlagplätze der Stadt. Es wird spekuliert, dass die dort herrschende Drogenbande mehr als 50 Millionen Dollar pro Jahr einnimmt.

Einzige Anzeichen des Widerstandes waren am Sonntag grosse Öllachen auf mehreren Strassen in der Favela. Gangmitglieder hatten das Öl nach Angaben von Anwohnern in der Nacht ausgegossen, um den Polizeifahrzeugen die Fahrt zu erschweren.

Auf Fernsehbildern war ein Favela-Bewohner zu sehen, der eine grosse weisse Fahne als Friedenszeichen schwenkte. Fernsehsender berichteten live von der laufenden Operation.

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