Polizei rechnet mit 79 Toten nach Londoner Hochhausbrand

Sogar erfahrene Ermittler können das Ausmass der Feuerkatastrophe schwer fassen: Die Polizei rechnet nach dem Hochhausbrand in London nun mit 79 Todesopfern. Die erneut gestiegene Zahl teilte Stuart Cundy von Scotland Yard am Montag der Öffentlichkeit mit.

Blumen und Nachrichten im Gedenken an die Todesopfer des Grossbrandes im Londoner Grenfell Tower.

Sogar erfahrene Ermittler können das Ausmass der Feuerkatastrophe schwer fassen: Die Polizei rechnet nach dem Hochhausbrand in London nun mit 79 Todesopfern. Die erneut gestiegene Zahl teilte Stuart Cundy von Scotland Yard am Montag der Öffentlichkeit mit.

Bislang seien offiziell erst fünf Opfer identifiziert. Es sei durchaus möglich, dass das nicht bei allen Todesopfern gelingen werde, so sehr habe das Feuer im Grenfell Tower gewütet.

Mit Tränen in den Augen trat der erfahrene Londoner Polizist Cundy am Montag vor die Presse und verkündete: «Ich muss ihnen leider mitteilen, dass es nun 79 Menschen gibt, die unseren Informationen zufolge tot sind oder vermisst werden und von denen wir annehmen müssen, dass sie tot sind.»

Die Opferzahl könnte in den kommenden Tagen auch noch weiter steigen. Aber die Londoner Polizei erwarte keinen so hohen Anstieg mehr wie dies in den vergangenen Tagen der Fall war. Und eine gute Nachricht: Fünf nach dem Brand vermisst geglaubte Bewohner seien wohlauf. Zu den Ermittlungen zur Brandursache machte Cundy keine Angaben.

Dafür veröffentlichten die Behörden am Montag Bilder aus dem Hochhaus, die das ganze Ausmass der Katastrophe zeigen. «Es ist unglaublich schwierig, die Zerstörung in einigen Teilen des Gebäudes zu beschreiben», sagte Cundy.

Er habe viele Kriminalfälle untersucht, fügte er hinzu. «Aber nichts hat mich darauf vorbereitet, was ich dort drinnen gesehen habe.» Er könne sich nicht vorstellen, was die Familien durchmachen.

Schweigeminute

In ganz Grossbritannien gedachten die Menschen der Toten am Montag um 11 Uhr (Ortszeit) – bei kurzen Gedenkveranstaltungen in öffentlichen Gebäuden, Bildungseinrichtungen oder auch bei Sportveranstaltungen. Auch auf den Strassen hielten viele für eine Minute inne.

Londons Feuerwehrchefin Dany Cotton erklärte BBC Radio, sie verstehe den Frust und das Leid jener Menschen, deren Angehörige noch nicht identifiziert seien. Die Identifizierung der Leichen sei durch das Feuer schwierig.

«Deshalb ist es noch wichtiger, dass wir sicherstellen, dass wir dies wohlüberlegt, vorsichtig und gut organisiert durchführen.» Es könne noch Tage dauern, bis die Feuerwehr alle Wohnungen erreicht habe.

Verbotene Baustoffe

Mit Blick auf die Ursache und mögliche Konsequenzen der Katastrophe geht Schatzkanzler Philip Hammond davon aus, dass die am Grenfell Tower benutzte brennbare Gebäudeverkleidung in Grossbritannien verboten sei. Londons Bürgermeister Sadiq Khan brachte sogar den Abriss veralteter Hochhäuser ins Gespräch.

Sowohl die Behörden als auch das zuständige Bauunternehmen waren nach dem Brand in die Kritik geraten. Die erst vor kurzer Zeit angebrachte Verkleidung des Gebäudes soll Berichten zufolge zu der Katastrophe beigetragen haben. Zudem habe es im Grenfell Tower keine angemessenen Fluchtwege gegeben.

Das Feuer im Grenfell Tower im Londoner Stadtteil Kensington war in der Nacht auf Mittwoch aus bislang ungeklärter Ursache ausgebrochen. Berichten zufolge lebten zwischen 400 und 600 Menschen in dem 24 Stockwerke hohen Sozialbau. Die Feuerkatastrophe von London gehört zu den folgenschwersten Hochhausbränden weltweit.

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