Die französische Polizei hat bei einer weiteren Razzia im Islamisten-Milieu rund zehn Verdächtige festgenommen. Die Polizei war am Mittwochmorgen vor allem in Marseille im Süden und in Roubaix im Norden des Landes, aber auch in mehreren weiteren Städten im Einsatz.
„Die Festgenommenen haben ein ähnliches Profil wie Mohammed Merah“, sagte ein Vertreter der Polizei mit Bezug auf den Attentäter von Toulouse. „Es sind isolierte Personen, die sich selbst radikalisiert haben.“
Die Verdächtigen seien in Internetforen identifiziert worden, wo sie extremistische Ansichten geäussert hätten. Ausserdem hätten sie Reisen nach Afghanistan, Pakistan oder in die Sahel-Zone vorbereitet, um sich an einem „heiligen Krieg“ zu beteiligen.
Nach dem Tod des Attentäters Mohamed Merah bei einem Polizeieinsatz am 22. März hatte Präsident Nicolas Sarkozy die Sicherheitskräfte aufgefordert, die Gefährlichkeit von Verdächtigen zu überprüfen, die für ihre Sympathien für einen heiligen Krieg bekannt sind.
Kritik der Opposition
Die Opposition warf der Regierung vor, die Situation politisch zu missbrauchen. „Es ist doch merkwürdig, dass die Festnahmen vor den Augen geladener Journalisten stattfinden“, kritisierte der Zentrumspolitiker Francois Bayrou.
Einige französische Medien waren vorab über die Razzien informiert worden. Weil die Polizei die Gegenden zudem nicht absperrte, konnten Fernsehsender die Festnahmen detailliert zeigen.
Im Zuge der Ermittlungen im Milieu des radikalen Islam hatte die französische Justiz bereits am Freitag knapp 20 Personen festgenommen. Gegen 13 von ihnen wurde am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Neun befinden sich in Untersuchungshaft. Die anderen vier wurden unter Justizaufsicht freigelassen.
Allen 13 Verdächtigen wird die Gründung einer verbrecherischen Vereinigung mit terroristischem Hintergrund sowie Waffenbesitz vorgeworfen. Einige der Verdächtigen planten die Entführung eines jüdischen Untersuchungsrichters, wie der für Terrorismus zuständige Staatsanwalt von Paris, François Molins, am Dienstag sagte.