Nach tagelangen Protesten gegen den Tod eines Schwarzen durch Polizeischüsse in Kalifornien hat die Polizei Videoaufnahmen von dem Vorfall veröffentlicht.
Auf den Bildern eines Handys und einer Überwachungskamera ist die Tötung des 38-jährigen Alfred Olango in El Cajon, einem Vorort von San Diego, zu sehen. Die Polizei will mit der Veröffentlichung nach eigenen Angaben «Falschinformationen» über den tödlichen Polizeieinsatz widerlegen.
Bei dem Vorfall auf einem Parkplatz in El Cajon in der Nacht zum Mittwoch hatte Olango, dessen Familie vor 25 Jahren aus Uganda in die USA geflohen war, nach Polizeiangaben einen «Gegenstand» aus der Tasche gezogen und wie eine Waffe auf die Beamten gerichtet. Die zwei Polizisten eröffneten daraufhin das Feuer.
Vermeintliche Waffe war E-Zigarette
Später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Objekt lediglich um eine E-Zigarette handelte. Eine Schusswaffe hatte Olango nicht bei sich.
Nach dem Vorfall war es in El Cajon zu Protesten gekommen, die zunächst friedlich verlaufen waren. Am Donnerstag besetzten die Demonstranten dann jedoch eine Strassenkreuzung und bewarfen Autos und Polizisten mit Steinen und Glasflaschen. Die Polizei setzte Tränengas ein, es gab mehrere Festnahmen.
Um die Situation aufzuklären und «die Bedenken der Öffentlichkeit hoffentlich zu zerstreuen», veröffentlichte die Polizei nun die Videoaufnahmen, wie Polizeichef Jeff Davis am Freitag sagte. Sie versprach zudem «transparente» Ermittlungen zu dem Fall. Die beteiligten Polizisten, die beide mehr als 20 Dienstjahre hinter sich haben, wurden für die Dauer der Ermittlungen beurlaubt.
In dem Video ist zu sehen, wie der Mann vor den Beamten ausweicht und dann zu Boden fällt. Zu hören sind mehrere Schüsse sowie die Schreie einer Frau, die dazugekommen war und die Polizisten aufgefordert hatte, ihre Waffen herunterzunehmen. Dabei handelt es sich mutmasslich um die Schwester des Erschossenen.
Polizei um Hilfe gerufen
Die Polizei war am Dienstagabend von Olangos Schwester gerufen worden, weil ihr Bruder ziellos durch den Strassenverkehr irrte. Nach dem Vorfall wurde im Internet ein Video verbreitet, in dem offenbar Olangos Schwester zu sehen ist.
Die völlig aufgelöste Frau sagt in dem Video, sie habe die Polizei gerufen, damit diese ihrem psychisch labilen Bruder hilft: «Ihr habt ihn vor meinen Augen getötet.»
Nach Angaben von Olangos Mutter Pamela Benge hatte der 38-Jährige nach dem Tod eines Freundes einen Zusammenbruch erlitten. Psychisch krank sei er aber nicht gewesen. Benge beschrieb ihren Sohn als «guten, reizenden jungen Mann».
Körperkameras für Polizei
Der Tod von Schwarzen durch Polizeigewalt hat quer durch die USA in den vergangenen Jahren immer wieder wütende Proteste ausgelöst. Zuletzt entfachte der Tod des 43-jährigen Keith Lamont Scott in Charlotte im Bundesstaat North Carolina gewalttätige Proteste.
Die Ostküstenmetropole New York will als Konsequenz 1000 Körperkameras für ihre Polizeitruppe anschaffen, wie ein Vertreter der Stadtverwaltung am Freitag bestätigte. Laut einem Bericht der Zeitung «Daily News» sollen die Kameras ab 2017 in 20 Bezirken zum Einsatz kommen.
New Yorks Polizei hatte im Dezember 2014 ein Pilotprojekt mit Körperkameras gestartet – sechs Monate nach dem Tod des 43-jährigen Familienvaters Eric Garner bei einem Polizeieinsatz. Eine Studie der Polizei im kalifornischen Rialto hatte 2012 nachgewiesen, dass beim Einsatz von Körperkameras die Fälle von Polizeigewalt um fast 60 Prozent zurückgingen.