«Junior» van de Engelse hat Schlappohren und liebt Tennisbälle – und er ist eine Schweizer Premiere: Als erster Polizeihund des Landes wurde «Junior» darauf trainiert, Geld zu erschnüffeln. Am Dienstag führte er sein Können in Winterthur den Medien vor.
Für «Junior» ist das Ganze ein Spiel. Sein Herrchen, der Winterthurer Stadtpolizist Marco Guanziroli, stellt ihm seinen geliebten Tennisball in Aussicht, versteckt ihn aber gleich wieder. Sofort macht sich der siebenjährige Spaniel auf die Suche nach dem Lieblingsspielzeug.
Weil er darauf konditioniert ist, den Duft des Geldes mit dem Tennisball in Verbindung zu bringen, findet er statt des Balls Franken- und Euronoten. «Junior» erkennt den Geruch des Papiers und legt sich sofort auf den Boden, kaum dringt ihm diese Duftnote in die Nase.
Die Noten, die an diesem Morgen zu Demonstrationszwecken versteckt werden, befinden sich in CD-Hüllen, in einer Kapsel unter einem Auto und in einem Portemonnaie, das hinter einer Sitzbank liegt. Bei allen drei Durchgängen verhält sich «Junior» wie ein Routinier – und dies obwohl er die Prüfung zum Geldschnüffelhund erst im Juli absolviert hat. Sofort findet er das Geld und legt sich mit wedelndem Schwanz vor seinen Fund.
Drogengeschäfte und verlorene Portemonnaies
Der 2006 geborene Spaniel war vor seiner Zusatzausbildung der beste Drogenspürhund bei der Stadtpolizei Winterthur. Nun findet «Junior» auch das versteckte Bargeld der Dealer, er kann Gepäck durchsuchen und hilft Leuten, die ihr Portemonnaie verloren haben.
Einsätze an der Grenze oder am Flughafen sind momentan nicht geplant. Man sei aber gerne bereit, das Projekt auszuweiten, sagte Guanziroli. Ein zweiter Hund ist in Ausbildung. Für das Training verwendet die Stadtpolizei Winterthur unbedrucktes Geld-Papier, das von der Schweizerischen Nationalbank und von der Notendruckerin Orell Füssli zur Verfügung gestellt wird.
Wichtig ist, dass die Hunde sich den Duft von frischem Papier merken können, also ohne den Nebengeruch von Handschweiss und Kaffeeflecken. Auf Münzen werden die Winterthurer Hunde nicht konditioniert. Theoretisch sei dies zwar möglich, sagte Guanziroli weiter. «Aber die würden dann bei jedem Löffel und bei jeder Gabel ebenfalls einen Fund melden.»
Hunde sind ausgezeichnete Schnüffler. Ein Schäferhund beispielsweise verfügt über 220 Millionen Riechzellen. Ein Mensch muss sich mit 5 Millionen begnügen. Diese aussergewöhnliche Fähigkeit in Kombination mit ihrem Spieltrieb macht die Tiere zu hilfreichen Polizei-Mitarbeitern. Sie suchen nach Drogen, Leichen, aber auch nach Lebenden, etwa nach Demenzkranken, die aus dem Heim davonlaufen.