Vier Jahre nach dem schweren Bootsunfall der Armee mit fünf Toten hat sich am Montag auf der Kander erneut ein schweres Unglück ereignet. Ausgerechnet bei einer Rettungsübung stürzte ein Polizist bei einer Schwelle ins Wasser und geriet in eine Wasserwalze.
Der Mann gehörte zu einer Gruppe von zehn Seepolizisten, welche in der Region Spiez einen Wiederholungskurs absolvierten. Dabei sollte auch die Rettung einer verunfallten Person aus einer Schwelle geübt werden, wie die Staatsanwaltschaft Berner Oberland und die Berner Kantonspolizei mitteilten. Dafür kamen Spezialboote zum Einsatz.
Nach einigen Durchgängen geriet am Montagmittag ein Zweierteam in Schwierigkeiten, worauf der 36-jährige Polizist ins Wasser stürzte. Obwohl er eine Schwimmweste trug und auch einen Tauchanzug und einen Helm, wurde er unter Wasser gedrückt und konnte erst unterhalb einer weiteren Schwelle geborgen werden.
Der Verunglückte musste von Kollegen wiederbelebt werden und wurde schliesslich mit einem Helikopter der Rega in ein Spital geflogen. „Sein Zustand ist kritisch“, hiess es in der Mitteilung. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass er sich mehrere Minuten lang unter Wasser befand.
Die Angehörigen des Polizisten und dessen Kolleginnen und Kollegen wurden betreut. Unter Leitung der Staatsanwaltschaft Berner Oberland ist eine Untersuchung zur Unglücksursache eingeleitet worden.
An der genau gleichen Schwelle wie 2008
Das Unglück vom Montag ereignete sich an der genau gleichen Schwelle, welche am 12. Juni 2008 fünf Armeeangehörigen zum Verhängnis wurde. Das sagte Michael Fichter von der Berner Kantonspolizei auf Anfrage.
Damals verunglückten bei einer Bootsfahrt einer Lufttransport-Sicherungskompanie der Armee an dieser Schwelle zehn Soldaten. Fünf überlebten, vier konnten nur noch tot geborgen werden, einer wird seit dem Unglück vermisst. Die zehn Soldaten waren mit Schlauchbooten unterwegs gewesen.
Fichter sagte, die Berner Kantonspolizei habe vor der Übung eine Lagebeurteilung vorgenommen. Die Umstände – etwa der Abfluss der Kander – seien als für eine Übung machbar eingeschätzt worden. Im Rahmen der Untersuchung müsse jetzt beurteilt werden, ob diese Lagebeurteilung richtig gewesen sei.