Polizist wegen Todes eines Gezi-Demonstranten verurteilt

Ein türkischer Polizist ist am Mittwoch wegen des Todes eines Demonstranten während der Gezi-Proteste im vergangenen Jahr zu einer Haftstrafe von sieben Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Die Familie des Erschossenen will Berufung einlegen.

Türkische Spezialeinheiten am Jahrestag der Gezi-Park-Proteste (Bild: sda)

Ein türkischer Polizist ist am Mittwoch wegen des Todes eines Demonstranten während der Gezi-Proteste im vergangenen Jahr zu einer Haftstrafe von sieben Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Die Familie des Erschossenen will Berufung einlegen.

Ein Gericht in Ankara entschied, der Beamte Ahmet Sahbaz habe den 26-jährigen Demonstranten Ethem Sarisülük bei einer Kundgebung in Ankara mit seiner Dienstwaffe erschossen. Die Richter hielten dem Angeklagten aber zugute, er sei von den Demonstranten provoziert worden. Unterstützer von Sarisülüks Familie protestierten gegen das ihrer Meinung nach zu milde Urteil.

Sarisülük war eine von mindestens acht Personen, die während der Gezi-Proteste ums Leben kamen. Die Proteste entzündeten sich an einem Bauprojekt der Regierung im Istanbuler Gezi-Park, weiteten sich aber schnell zu landesweiten Demonstrationen gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus.

Haftstrafen gegen Polizisten wegen Gewaltanwendungen sind in der Türkei selten. Menschenrechtler beklagen, die Beamten würden häufig von der Justiz geschützt. Nach dem Urteil vom Mittwoch sagte der Bruder des Opfers, Mustafa Sarisülük, der Nachrichtenagentur AFP, mit der Entscheidung sei tödliche Gewalt gegen «Leute auf der Strasse» legitimiert worden.

Der 28-jährige Angeklagte selbst sagte im Prozess, er sei bei der Kundgebung von Demonstranten mit Steinen beworfen worden und habe Warnschüsse in die Luft abgeben wollen. Einer der Schüsse habe Sarisülük getroffen.

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