Der gewaltsame Tod eines Polen in Grossbritannien verärgert die Regierung in Warschau. Gleich drei Minister wollen in Kürze nach London reisen, um von der britischen Regierung ein klares Bekenntnis zum Schutz polnischer Staatsbürger zu verlangen.
Polen stuft den Mord an einem 40-jährigen Fabrikarbeiter in einem Londoner Vorort als fremdenfeindliche Tat ein. Der Sprecher des polnischen Aussenministeriums, Rafal Sobczak kündigte am Sonntag in polnischen Medien die an.
Demnach sollen Aussenminister Witold Waszczykowski, Justizminister Zbigniew Ziobro und Innenminister Mariusz Blaszczak in die britische Hauptstadt reisen. Ein Termin stehe noch nicht fest. Aus Regierungskreisen verlautete jedoch, die Reise solle bereits am Montagnachmittag stattfinden.
Die Minister wollten die Briten auffordern zu erklären, «dass für die Sicherheit polnischer Staatsbürger garantiert wird», sagte Sobczak. Mit Blick auf den geplanten EU-Austritt Grossbritanniens wollten sie darauf hinweisen, dass dies nicht bedeuten dürfe, «dass die legal im Vereinigten Königreich arbeitenden Polen leiden werden».
Hassverbrechen vermutet
Zuvor hatte Waszczykowski Grossbritannien aufgerufen, gegen Fremdenhass im Land vorzugehen. Polen setze darauf, dass die britische Regierung und die Sicherheitskräfte jeden fremdenfeindlichen Akt unterbänden, sagte der Aussenminister am Samstag nach einem Treffen mit dem britischen Aussenminister Boris Johnson in Warschau. «Wir sind uns einig, dass es absolut gar keinen Platz für Fremdenhass in unserer Gesellschaft gibt», sagte Johnson.
Der 40-jährige polnische Fabrikarbeiter war am Samstag vor einer Woche in Harlow, einer Arbeiterstadt nordöstlich von London, getötet worden. Er wurde auf einem Markt angegriffen und erlag später seinen schweren Kopfverletzungen. Die britische Polizei ermittelt gegen sechs Jugendliche, unter anderem wegen eines Hassverbrechens. Die Teenager befinden sich unter Auflagen auf freiem Fuss. Auch die polnischen Behörden haben Ermittlungen eingeleitet.
Weitere Vorfälle
Am Sonntag wurden in Harlow erneut zwei Polen angegriffen. Dabei erlitt einer von ihnen einen Nasenbeinbruch, ein anderer eine Schnittwunde am Kopf, wie die Polizei mitteilte. Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden vor einem Pub der Stadt.
In Grossbritannien leben und arbeiten hunderttausende Polen, die nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt um ihre Zukunft dort bangen. Johnson war einer der Vorkämpfer für den sogenannten Brexit, mit dem dessen Anhänger auch den Zuzug von EU-Bürgern nach Grossbritannien beschränken wollen. Seit dem Votum am 23. Juni häufen sich fremdenfeindliche Vorfälle gegenüber Polen.