Rumäniens sozialdemokratischer Regierungschef Victor Ponta hat seine Niederlage bei der Präsidentschaftsstichwahl am Sonntag eingestanden. Ponta sagte, er habe am Abend seinem Konkurrenten, dem deutschstämmigen Konservativen Klaus Iohannis, zu dessen Sieg gratuliert.
«Dass Volk hat immer Recht», sagte Ponta, der vor der Wahl als Favorit gegolten hatte. Er wünsche sich, «dass wir alle verstehen, dass wir ein demokratisches Land sind und dass, so wie ich das (Wahl-)Ergebnis akzeptiere, auch jene es annehmen, die protestieren wollen».
Iohannis postete auf seiner Seite im sozialen Netzwerk Facebook: «Wir haben gesiegt, wir haben unser Land zurückgewonnen». Nachwahlbefragungen nach der Schliessung der Wahllokale um 20.00 Uhr hatten ein enges Rennen zwischen Ponta und Iohannis erwarten lassen.
Bei dem spannenden Duell ging es um die Nachfolge des scheidenden Staatschefs Traian Basescu, der gemäss der Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten durfte. Erste Ergebnisse wurden in der Nacht zum Montag erwartet.
Ausschlaggebend für Iohannis‘ Sieg war Analysten zufolge die hohe Wahlbeteiligung von 61 Prozent der Stimmberechtigten. Insbesondere viele Jugendliche gingen demnach diesmal zur Wahl. In der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte Ponta noch deutlich vorn gelegen.
Der 42-jährige Ponta trat für die Sozialdemokratische Partei (PSD) an. Der ehemalige Staatsanwalt für Korruptionsfälle gilt als besonders verankert in der ländlichen Bevölkerung, ausserdem geniesst er den Rückhalt der einflussreichen Rumänisch-Orthodoxen. Nicht zuletzt wegen der zuletzt positiven Wirtschaftsentwicklung ging er beflügelt in die Stichwahl.
Gescheiterter Handstreich als Handicap
Ponta hängt allerdings sein gescheiterter Versuch nach, seinen Erzfeind Basescu im Sommer 2012 handstreichartig aus dem Amt zu jagen. Zudem wurden Pontas umstrittene Massnahmen im Justizwesen und die Aushöhlung der Gewaltenteilung auch ausserhalb der Landesgrenzen kritisiert.
Unter der Woche waren noch tausende Rumänen aus Protest gegen Ponta auf die Strasse gegangen, weil er ihrer Ansicht nach zu wenige Wahlbüros für Auslandsrumänen öffnen liess und damit gezielt seinen Widersacher benachteiligte.
In der ersten Wahlrunde hatten nur rund 160’000 der rund drei Millionen Auslandsrumänen ihre Stimme abgegeben. Das Ergebnis fiel mit 46 Prozent für Iohannis klar zu Ungunsten von Ponta aus, der nur auf 15,8 Prozent kam.
Am Sonntag bildeten sich vor Wahlbüros wie in Paris, London und Turin lange Warteschlangen. In der französischen Hauptstadt ging die Polizei vor der rumänischen Botschaft mit Tränengas gegen aufgebrachte Rumänen vor, die bei der Schliessung des Gebäudes am Abend versuchten, dort einzudringen, um dort noch ihre Stimme abzugeben.
Vertreter zweier Minderheiten
Ein Polizeisprecher gab die Zahl der vor der Botschaft versammelten Menschen mit zwischen 1000 und 2000 an. Die etwa drei Millionen Menschen zählende rumänische Diaspora in Frankreich wählt traditionell mehrheitlich rechts.
Der 55-jährige Iohannis kandidierte für die Christlich-Liberale Allianz (ACL) mit dem Versprechen, die Rechtsstaatlichkeit zu stärken und ausländische Investoren anzulocken. Mit seinem Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen war der ehemalige Physikprofessor vor 14 Jahren als Bürgermeister ins Rathaus von Hermannstadt (Sibiu) eingezogen.
Drei Mal wurde er seither in Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2007 wiedergewählt. Als Deutsch-Rumäne und Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche vertritt Iohannis gleich zwei gesellschaftliche Minderheiten.
Rumänien ist innerhalb der Europäischen Union das zweitärmste Land nach Bulgarien. Zur Wahl aufgerufen waren etwa 18 Millionen Menschen.