Nach der Präsidentenwahl in der Ukraine hat sich der voraussichtliche Sieger Pjotr Poroschenko von seinen Anhängern feiern lassen. «Es sieht danach aus, dass das Land einen neuen Präsidenten hat», sagte der Schokoladenfabrikant am Sonntag in einer ersten Reaktion in Kiew.
Der Milliardär kündigte an, dass ihn seine erste Reise als Staatschef in die Krisenregion im Osten des Landes führen werde. «Heute hat die Verwirklichung des europäischen Wegs, des europäischen Strebens der Ukraine höchste Priorität», sagte Poroschenko.
Der Kampf gegen die «Terroristen» müsse verstärkt werden, kündigte er bei der im Fernsehen übertragenen Ansprache an.
Bereits bei der Stimmabgabe hatte der prowestliche Politiker gefordert, die bewaffneten Aufständischen müssten aus den Dörfern und Städten des russisch geprägten Ostens verschwinden.
Poroschenko kündigte an, für Stabilität zu sorgen. Er tritt trotz aller Ressentiments für einen Dialog mit dem grossen Nachbarn Russland ein.
Poroschenko liegt nach mehreren Prognosen jeweils bei über 55 Prozent der Stimmen. Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko erreichte als Zweitplatzierte nur 12,9 Prozent.
Im krisengeschüttelten Osten des Landes war eine Wahl kaum möglich. Dort verhinderten prorussische Separatisten vielerorts die Stimmabgabe. Dennoch hoffen die prowestliche Führung in Kiew, die Europäische Union und die USA, dass durch die Wahl die schwierige Lage im Land stabilisiert wird. Russland hatte angekündigt, die Wahl zu respektieren. Von «Anerkennung» sprach Präsident Wladimir Putin aber nicht.
Pro-Europäer Poroschenko
Insgesamt standen 21 Kandidierende zur Wahl. Etwa 35 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Eingerechnet sind auch die Einwohner der Schwarzmeerhalbinsel Krim, die Russland sich Mitte März einverleibt hatte. Dort fand ebenfalls keine Wahl statt.
Poroschenko war als Favorit in die Wahl gegangen. Der 48-Jährige war der einzige Oligarch im Land, der sich vom ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch distanzierte und klar hinter die proeuropäische Protestbewegung vom Maidan stellte. Sein Fernsehsender Kanal 5 bot den Demonstranten im Gegensatz zum Staatsfernsehen ein Forum.