Portugal steht als erste Mannschaft im Final der Europameisterschaft in Frankreich. Die Portugiesen bezwangen Wales dank einer Doublette in der zweiten Halbzeit und dank Cristiano Ronaldo 2:0.
50 Minuten fand er keinen Zugang zum Spiel. Dann schlug er plötzlich zweimal zu: Cristiano Ronaldo verhalf Portugal mit einem Tor und einer Vorlage zum zweiten Finaleinzug an einer EM nach 2004. In der 50. Minute nickte er einen Kopfball zur Führung ein, nur drei Minuten später lenkte Nani eine scharfe Hereingabe Cristiano Ronaldos zum 2:0 ins walisische Tor. Eine Reaktion der Waliser blieb aus, respektive liessen die Portugiesen auch ohne den verletzten Abwehrchef Pepe nicht zu. Gareth Bales überraschender Weitschuss nach 80 Minuten zwang Rui Patricio zu einer Parade, mehr nicht.
Der erste Sieg nach regulärer Spielzeit im sechsten Spiel der EM-Runde der hoch favorisierten Portugiesen war verdient, Wales ohne den gelbgesperrten Ideengeber Aaron Ramsey in der Offensive zu harmlos. Der kampfstarke Aussenseiter, der sich an der EM mit seiner Leidenschaft nicht nur in die walisischen Herzen spielte, vermochte in der ersten Halbzeit gut mitzuhalten, hätte aber wohl nur über einen Lucky Punch oder ein Penaltyschiessen zum ersten britischen Finalisten der EM-Historie avancieren können. Bale war die einzige walisische Offensivkraft, die zumindest im Ansatz Torgefahr erkennen liess.
Bales Akzente
Bereits die Startphase gehörte den Portugiesen, ohne dass diese aber zu zwingenden Torchancen gekommen wären. Schon bald neutralisierten sich die beiden Equipen. Portugal besass zwar in der ersten Halbzeit deutlich öfter den Ball, doch nicht Cristiano Ronaldo, sondern Gareth Bale setzte die Akzente. Einmal kam der Star der Waliser nach einer einstudierten Corner-Variante mit dem Rücken diagonal zum Tor zum Abschluss, ein zweites Mal schoss er Rui Patricio nach einem Sololauf aus der Distanz in die Arme. Ansonsten machte sich bei den walisischen Offensivbemühungen Ramseys Fehlen schmerzlich bemerkbar.
Auf der Gegenseite fanden die Portugiesen trotz technischer Überlegenheit eine Halbzeit lang kaum Wege durch die walisische Fünferabwehr. Was auch daran lag, dass die Mannschaft von Coach Fernando Santos nur wenig offensiver agierte als bei den fünf EM-Auftritten zuvor und auch diesmal Risiken scheute. Einem Treffer am nächsten kam João Mario in der ersten Halbzeit bezeichnenderweise mit einem Weitschuss, der flach und um einige Meter am langen Pfosten vorbei strich.
Als James Collins nach zehn Minuten Cristiano Ronaldo im Strafraum zu Boden drückte, hätte Portugal einen Penalty zugesprochen erhalten müssen. Ansonsten bestand der letzte Akt eines Vorstosses zu oft darin, mit einem hohen Ball Cristiano Ronaldo zu suchen. Dass dieses Mittel aber funktionieren kann, zeigte die 50. Minute: Flanke Raphael Guerreiro, wuchtiger Kopfball Cristiano Ronaldo – Tor. Ronaldos wettbewerbsübergreifend neunter EM-Treffer (Rekord zusammen mit Michel Platini) bedeutete die Vorentscheidung, das Ende des walisischen EM-Märchens war damit eingeleitet.
Das Telegramm:
Portugal – Wales 2:0 (0:0)
Stade de Lyon, Lyon. – 55’679 Zuschauer. – SR Eriksson (SWE). – Tore: 50. Ronaldo (Guerreiro) 1:0. 53. Nani (Ronaldo) 2:0.
Portugal: Rui Patricio; Cédric, José Fonte, Bruno Alves, Guerreiro; Danilo; Sanches (74. André Gomes), Adrien Silva (79. Moutinho), João Mario; Nani (86. Quaresma), Ronaldo.
Wales: Hennessey; Collins (66. Jonathan Williams), Ashley Williams, Chester; Gunter, Allen, Ledley (58. Vokes), Taylor; King, Bale; Robson-Kanu (63. Church).
Bemerkungen: Portugal ohne William Carvalho (gesperrt) und Pepe (verletzt). Wales ohne Davies und Ramsey (beide gesperrt). Verwarnungen: 8. Allen. 62. Chester (beide Foul). 71. Bruno Alves. 72. Ronaldo (beide Unsportlichkeit). 88. Bale (Foul).