An der EM in Polen und der Ukraine beginnt heute Abend die K.o.-Phase. Im ersten Viertelfinal im Nationalstadion von Warschau begegnen sich Tschechien und Portugal. Erinnerungen an 1996 werden wach.
Tschechien – Portugal: Diese Viertelfinal-Paarung hatte es schon vor 16 Jahren an der EM in England gegeben. Jene Partie im Villa Park von Birmingham wurde durch einen traumhaften Lupfer von Karel Poborsky entschieden. Die hoch eingeschätzten Portugiesen um Luis Figo und Rui Costa mussten die Heimreise antreten. Die Tschechen wurden erst im Final gestoppt. Damals wie heute starteten sie mit einer Niederlage ins Turnier und überstanden die Gruppenphase mit einem negativen Torverhältnis. Eine tragende Rolle nahm 1996 bei den Tschechen Miroslav Kadlec ein. In diesen Tagen will sein Sohn Michal, der zum aktuellen Kader gehört, in seine Fussstapfen treten. Der Verteidiger von Bayer Leverkusen sagt: „Portugal ist der Favorit. Sollte es so enden wie 1996, wäre das ein Traum.“
Nicht nur die Tschechen (1:4 gegen Russland), sondern auch die Portugiesen (0:1 gegen Deutschland) mussten zum Auftakt der laufenden EM eine Pleite und einiges an Kritik einstecken. Beide Teams haben aber noch rechtzeitig die Wende herbeiführen können. Bei den Tschechen waren es überraschenderweise nicht die Stars, die den Turnaround einleiteten. Goalie Petr Cech offenbarte im bisherigen Turnierverlauf Schwächen. Milan Baros, der Torschützenkönig der EM 2004, ist weit von seiner Bestform entfernt. Und Captain Tomas Rosicky kann wegen Achillessehnenproblemen nicht sein maximales Leistungsvermögen abrufen. So ragten bei der Equipe von Michal Bilek bei den Siegen gegen Griechenland (2:1) und Polen (1:0) unbekanntere Namen wie Petr Jiracek oder Vaclav Pilar heraus. Dass Tschechien sogar einen Ausfall von Mittelfeld-Regisseur Rosicky kompensieren kann, hat es zum Abschluss der Gruppenphase bewiesen. Daniel Kolar von Viktoria Pilsen ersetzte ihn adäquat. Ob Rosicky pünktlich für das Duell mit Portugal wieder fit ist, wird man wohl erst kurz vor dem Anpfiff wissen.
Klare Aufwärtstendenz bei Cristiano Ronaldo
Bei Portugal hiess das Sorgenkind in den vergangenen Tagen Pepe. Der Innenverteidiger von Real Madrid hat sich beim 2:1 gegen Holland eine leichte Knöchelverletzung zugezogen. Die gesundheitlichen Probleme sind jedoch nicht so gravierend wie bei Rosicky, deshalb dürfte Pepe heute auflaufen. Im Lager der Lusitaner hat man auch deshalb aufgeatmet, weil Pepes Nati- und Klub-Kollege Cristiano Ronaldo offenbar für die entscheidende Turnierphase zu gewohnter Stärke zurückgefunden hat. Nach mässigen Darbietungen in den ersten beiden Gruppenspielen schoss er die Holländer mit seiner Doublette fast im Alleingang aus dem Wettbewerb.
Der Sieger zwischen Tschechien und Portugal trifft am 27. Juni im Halbfinal in Donezk auf Spanien oder Frankreich.
Tschechien – Portugal. – 20.45 Uhr, Nationalstadion Warschau. – SR Webb (Eng).
Die möglichen Aufstellungen:
Tschechien: Cech; Gebre Selassie, Sivok, Kadlec, Limbersky; Hübschman, Plasil; Jiracek, Kolar (oder Rosicky), Pilar; Baros.
Portugal: Rui Patricio; Joao Pereira, Pepe, Bruno Alves, Fabio Coentrao; Raul Meireles, Miguel Veloso, Joao Moutinho; Nani, Helder Postiga, Cristiano Ronaldo.