Nach heftiger Kritik verzichtet die Schweizerische Post darauf, unstimmig adressierte Briefe in Vietnam verarbeiten zu lassen. Dies, obwohl die Tests nach Angaben der Post erfolgreich verlaufen sind.
Ende letzten Juni hatte die Post den Pilotversuch angekündigt. Adressen, die die Scanner im Sortierzentrum nicht vollständig erkennen konnten, wurden verschlüsselt nach Vietnam übermittelt.
Angestellte von Swiss Post Solutions in Vietnam verglichen die Angaben auf dem Brief mit den Adressdaten der Post. Sie versahen die Briefe mit einem zusätzlichen Code. Damit erhielten die Pöstler alle Briefe in der richtigen Reihenfolge für die Zustelltour, ohne selbst Hand anlegen zu müssen.
Trotz den erfolgreichen Tests habe die Post nun entschieden, das Projekt in Vietnam nicht umzusetzen, erklärte Sprecher Oliver Flüeler am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Er bestätigte eine Vorabmeldung der «Handelszeitung».
Die Post begründet ihren Schritt mit den negativen Reaktionen von Politik und Öffentlichkeit auf das Pilotprojekt. Der Post sei fälschlicherweise vorgeworfen worden, dass sie im Ausland Arbeitsplätze auf Kosten der Beschäftigten in der Schweiz schaffe. Durch die sogenannte Extraktionscodierung in den Logistikzentren in Chur und Sitten wären aber keine Stellen verloren gegangen.
Kritik an dem Pilotprojekt war im Parlament laut geworden. Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas forderte in einer Motion, dass die Post keine Arbeitsplätze ins Ausland auslagern dürfe. Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates (KVF) kritisierte zudem die «rein betriebswirtschaftliche Optik» der Adressbearbeitung in Vietnam.