Post will in Markt der Treuhandgesellschaften vordringen

Die Schweizerische Post sucht nach neuen Geschäftszweigen, um den insbesondere bei der Briefpost erwarteten Gewinnrückgang zu kompensieren. So möchte sie unter anderem in den Markt der Treuhänder vordringen, was die Branche alles andere als freut.

Der Hauptsitz der Post in Bern (Archiv) (Bild: sda)

Die Schweizerische Post sucht nach neuen Geschäftszweigen, um den insbesondere bei der Briefpost erwarteten Gewinnrückgang zu kompensieren. So möchte sie unter anderem in den Markt der Treuhänder vordringen, was die Branche alles andere als freut.

«Wir wehren uns dagegen, dass sich die Post in diesem Sektor engagiert, zumal ihr gesetzlich vorgeschriebenes Mandat der Vertrieb von Post ist», schrieb Ramona Brotschi, Vizedirektorin des Schweizerischen Treuhänderverbandes TreuhandSuisse, der Nachrichtenagentur sda. «Die Post mischt sich damit in den Markt unserer Mitglieder ein», kritisiert sie.

Die Aktivitäten, an denen die Post Interesse zeigt, umfassen die Verwaltung von Dokumenten wie etwa Rechnungen, Mahnungen oder Kundenbriefen sowie Reklamationen, wie an der Bilanzmedienkonferenz im vergangenen März bekannt wurde. Die Treuhandgesellschaften sind insbesondere im Bereich der Fakturation und des Inkassos tätig.

Die Post räumt ein, dass die 2007 eingeführte Verwaltung der Korrespondenz von Unternehmen, teilweise der Arbeit der Treuhandgesellschaften entspricht. Bei gewissen Kunden beschränkt sich die Tätigkeit der Post nicht bloss auf die Digitalisierung und den Vertrieb von fertigen Dokumenten, sondern sie redigiert die Briefe teilweise selber oder kümmert sich um die Buchhaltung.

«Es handelt sich um einen freien, sehr dynamischen Markt, in dem die Konkurrenz sehr lebhaft ist», sagte Post-Sprecher Mariano Masserini. «Die Treuhandgesellschaften besitzen aber ein viel weitreichenderes Dienstleistungsangebot als die Post, und ihre Aktivitäten sind vollständiger», sagte er weiter.

Solange die Post den ihr aufgetragenen Service public erfüllt, kann sie in gewinnbringenden Nischenmärkten tätig werden, die sich ausserhalb ihres eigentlichen Auftrags befinden. «Die Post kann handeln wie jedes andere private Unternehmen auch», sagte Andreas Herren, Sprecher der PostCom, die die Anwendung des Postgesetzes überwacht und am 1. Oktober 2012 eingesetzt wurde. Der ehemalige Regiebetrieb des Bundes könne unbegrenzte Aktivitäten entwickeln, solange der Grundauftrag erfüllt werde, sagte er.

Die Treuhandgesellschaften befürchten aber, dass die Post nicht bloss ein bedeutender Konkurrent wird, sondern auch mit Dumpingpreisen agieren kann – dank der privilegierten Position bei den Postsendungen. Die Post könnte die Preise in bestimmten marktwirtschaftlichen Bereichen nach unten drücken. Das führe zu Preissenkungen, die für die Treuhandgesellschaften undenkbar seien, sagte er weiter.

Die Kontrollen des Bundes zielen darauf ab, zu verhindern, dass die Post die durch ihr Mandat des Service public generierten Einnahmen dafür benutzt, Aktivitäten auf dem freien Markt zu subventionieren, sagte Herren. Die Kontrollen der PostCom seien darauf ausgerichtet, Quersubventionen zu verhindern.

Die Post sehe sich seit dem Aufkommen der elektronischen Konkurrenz bei der Briefpost mit sinkenden Einnahmen konfrontiert, während die Kosten zunähmen, hatte Post-Chefin Susanne Ruoff bei der Präsentation der Jahresbilanz 2012 erklärt. Das Unternehmen müsse reagieren, um die Kosten im Griff zu behalten, aber auch um neue Aktivitäten zu entwickeln und potenzielles Wachstum zu generieren.

Neben der Verwaltung der Korrespondenz von Unternehmen gibt es auch bei der Paketpost gute Wachstumschancen. Dieser Geschäftszweig wächst jährlich um 4 bis 5 Prozent. Die Post will auch sogenannte intelligente Pakete versenden, bei denen der Empfänger Tag und Ort der Verteilung selber bestimmen kann. Bei der Briefpost besteht ein Potenzial bei den Werbesendungen.

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