Einen Tag nachdem die Swisscom das Aus für ihre Bezahl-App Tapit verkündet hat, startet die Postfinance ihre eigene App mit Namen Twint. Im Gegensatz zur Bezahl-App der Finanzbranche kann man mit Twint auch an der Ladenkasse bezahlen.
Zum Start funktioniert dies nur bei rund einem Dutzend kleinen Läden in Zürich und Bern, wie Twint-Chef Thierry Kneissler am Donnerstag am Startanlass in Zürich sagte. In den nächsten Wochen werde Twint in sechs weiteren Städten in etwa 50 ausgewählten Läden und diversen Onlineshops aufgeschaltet.
Im Oktober solle die schweizweite Verbreitung stattfinden. Derzeit würden Coop und die SBB Twint testen. Geplant ist auch der Einsatz beim Kantinenbetreiber SV Group.
Twint habe den Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus der Finanzbranche, die Paymit heisst, dass es vielseitiger einsetzbar sei, betonte Kneissler. Der Hauptfokus habe bisher auf der Ladenkasse gelegen. Bald soll Twint auch in Onlineshops und am Automaten beispielsweise im öffentlichen Verkehr einsetzbar sein.
Zudem lasse sich Twint in eine andere App integrieren. In naher Zukunft sei Twint auch für Bezahlungen unter Freunden von Handy zu Handy verwendbar, erklärte Kneissler: «Twint soll überall einsetzbar sein, wo Kunden mit Karte oder Bargeld zahlen.»
Keine Kreditkarten bei Twint
Derweil lassen sich mit Paymit, die Ende April vom Finanzinfrastrukturanbieter SIX, der UBS und der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gestartet wurde, lediglich Geldbeträge zwischen Privatpersonen per Smartphone überweisen und anfordern. Damit kann beispielsweise der Teilbetrag für ein gemeinsames Mittagessen, das einer für alle bezahlt hat, an den Kollegen überwiesen werden.
An der Ladenkasse kann die App noch nicht eingesetzt werden. Der Einsatz im Handel werde aber vorbereitet, hiess es bei den Paymit-Betreibern. Künftig werde man mit Paymit auch beim Einkaufen im Laden oder im Webshop bargeldlos bezahlen können.
Während bei Paymit ein Bankkonto oder eine Kredit- respektive Prepaidkarte Voraussetzung ist, funktioniert Twint mit einem Post- oder Bankkonto oder mit Vorauszahlung wie bei einer Prepaidkarte. Kreditkarten sind mit Twint hingegen nicht verwendbar.
Neben der Bezahlfunktion solle die Bezahl-App um Funktionen wie Kundenkarten, Coupons oder Stempelkarten erweitert werden, sagte Kneissler. So müsse der Konsument beispielsweise bei Coop die Supercard nicht mehr eigens zücken, wenn er mit Twint zahle. Die Punkte würden automatisch dem Konto gutgeschrieben.
Eigene Zahlterminals nötig
Um an der Ladenkasse zu zahlen, verwendet Twint die Funktechnologie Bluetooth, die in den bisherigen Zahlterminals nicht funktioniert. Die Läden müssen deshalb eigene Twint-Terminals kaufen. Im Eigenversuch gab es beim Bezahlen manchmal Probleme, manchmal verlief das Bezahlen reibungslos.
Ob die Migros mitmacht, ist noch nicht entschieden. Zuerst will der «orange Riese» seine eigene mobile Zahlversion auf den Markt bringen, wie es am Rande der Medienkonferenz hiess.
Am Vortag hatte die Swisscom wegen Erfolgslosigkeit das Aus ihrer Bezahl-App Tapit verkündet. Der grösste Schweizer Telekomkonzern schliesst sich der Bezahl-App Paymit der Finanzbranche an.
Daneben bieten weiterhin Startup-Unternehmen, wie die Schweizer Anbieter Mobino, Muume oder Klimpr, eigene Bezahlsysteme an. Aber auch internationale Technologiekonzerne wie Apple, Google oder Facebook drängen mit Zahlungslösungen auf den Markt, die allerdings in der Schweiz noch nicht funktionieren.