Der Sprinter Asafa Powell muss weiter auf den ersten Titel in einer Einzeldisziplin an einem Grossanlass warten. Der 33-jährige Jamaikaner wird an der Hallen-WM in Portland über 60 m Zweiter.
Powell musste sich mit 6,50 Sekunden um drei Hundertstel dem Einheimischen Trayvon Bromell geschlagen geben. Im Vorlauf und Halbfinal hatte er mit jeweils 6,44 Sekunden noch eine Jahresweltbestzeit erzielt. Nur vier Athleten waren zuvor schneller gewesen. Insofern schien im Final gar die Verbesserung des 18-jährigen Weltrekords von Maurice Greene (6,39) möglich. Als es zählte, schöpfte Powell aber einmal mehr sein Potenzial nicht aus, gelang ihm doch der Start nicht wie gewünscht. Drei Rennen an einem Tag, die Beine seien nicht mehr fähig gewesen, 6,44 zu laufen, sagte Powell. Insofern war der WM-Dritte von 2007 und 2009 über 100 m im Grossen und Ganzen zufrieden mit der Silbermedaille.
Der erste WM-Titelgewinn von Bromell kam nicht von ungefähr. Bereits an der letztjährigen Freiluft-WM in Peking hatte der 20-Jährige als Dritter hinter Usain Bolt und Justin Gatlin überzeugt. Nach dem Sieg schickte er im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio eine Kampfansage an Bolt . «Niemand ist Superman, niemand ist übermenschlich», so Bromell. Am Ende des Tages könne jeder gewinnen. Bronze in Portland sicherte sich in 6,51 Sekunden Ramon Gittens aus Barbados.
Neben Bromell sicherten sich die USA am zweiten Tag der Hallen-WM zwei weitere Goldmedaillen. Im Weitsprung der Frauen fing Brittney Reese im letzten Versuch mit der Jahresweltbestmarke von 7,22 m die zu diesem Zeitpunkt führende Serbin Ivana Spanovic (7,07) noch ab. Reese gewann ihren dritten WM-Titel in der Halle. Über 60 m Hürden verwies Nia Ali (7,81) ihre Landsfrau Brianna Rollins, die Weltmeisterin von 2013 über 100 m Hürden, um eine Hundertstelsekunde auf Platz 2.
Im Fünfkampf bestieg die Kanadierin Brianne Theisen-Eaton erstmals den WM-Thron, nachdem sich die 27-Jährige bei den vorangegangenen drei Welttitelkämpfen (2013 und 2015 im Freien, 2014 in der Halle) jeweils mit Silber hatte begnügen müssen. Auch in Portland sah es zunächst nach einem 2. Rang aus. Vor dem abschliessenden 800-m-Lauf lag die Ehefrau von Zehnkampf-Olympiasieger und -Weltrekordhalter Ashton Eaton noch 150 Punkte hinter der Ukrainerin Anastasia Mochnjuk zurück. Dank 2,09,99 Minuten über die zwei Bahnrunden gelang ihr aber noch die Wende, distanzierte sie die Osteuropäerin (2:23,19) mit dem Total von 4881 um 34 Punkte.