Unter dem Druck der Nachbarstaaten sind der Staats- und der Regierungschef der krisengeplagten Zentralafrikanischen Republik zurückgetreten. Der durch einen Putsch an die Macht gelangte Übergangspräsident Michel Djotodia trat ebenso zurück wie sein Ministerpräsident Nicolas Tiengaye.
Dies wurde am Freitag in N’Djamena, der Hauptstadt des Nachbarlandes Tschad, mitgeteilt. Tausende Einwohner Banguis feierten am Freitagnachmittag die Nachricht vom Rücktritt der Staatsführung. «Es ist vorbei, es ist vorbei», rief die Menge, die zuvor gegen eine Rückkehr Djotodias protestiert hatte.
Vor dem Präsidentenpalast in Bangui positionierten sich mindestens vier Panzer der französischen Militärmission Sangaris, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Auch auf den Strassen der Hauptstadt waren die französischen Truppen und Einheiten der Afrikanischen Union sehr präsent.
Putsch als Ursache
Die Absetzung von Präsident François Bozizé im März 2013 durch das Rebellenbündnis Séléka hatte das multikonfessionelle Land im Herzen Afrikas in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen gestürzt.
Da es den Truppen der Afrikanischen Union nicht gelang, für Ruhe zu sorgen, entsandte die frühere Kolonialmacht Frankreich ein eigenes Truppenkontingent. Djotodia war dafür verantwortlich gemacht worden, den erbittert ausgetragenen Konflikt in seinem Land mit tausenden Toten nicht in den Griff zu bekommen.
Gesamtes Parlament in Tschad
Tschads Präsident Idris Déby Itno, dessen Land traditionell über grossen Einfluss in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik verfügt, hatte Djotodia ebenso wie das gesamte Parlament nach N’Djamena einbestellt, um einen Ausweg aus der Krise zu suchen.
Die 135 Mitglieder sollten ein Abkommen zur Übergabe der Macht an eine neue Übergangsregierung unter Ausschluss von Djotodia und Tiengaye beschliessen. Nach mehrstündigen Verhandlungen gaben die beiden Politiker schliesslich dem Druck nach und erklärten ihren Amtsverzicht.
«Regierung verantwortlich für Gewalt»
Déby hatte am Donnerstag bei einem Treffen der Staatschefs der Wirtschaftsgemeinschaft der Zentralafrikanischen Staaten (CEEAC) der politischen Elite des Nachbarlandes vorgeworfen, selbst die Gewalt zu verantworten zu haben.
«Bis heute zählen wir tausende tote Zivilisten und Soldaten, darunter in den Rängen der MISCA (der Truppe der Afrikanischen Union) und von Sangaris (der französischen Militärmission), mehr als eine Million zentralafrikanische Flüchtlinge und Vertriebene, mehr als 18’000 tschadische Rückkehrer und hunderte Rückkehrer anderer Nationen», sagte Déby.
Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian forderte den nationalen Übergangsrat in Zentralafrika auf, möglichst bald einen neuen Interimspräsidenten zu bestimmen. Ziel müsse es sein, noch dieses Jahr Wahlen abzuhalten. Am Montag will das Parlament in Bangui zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über einen Nachfolger Djotodias zu beraten.