Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon hat angesichts wachsender Kritik aus dem eigenen Lager einen Durchhalte-Appell an seine Anhänger gerichtet. «Gebt nicht auf», rief der Konservative am Samstag in einer Rede im Pariser Vorort Aubervilliers.
Eine Kundgebung in Paris soll an diesem Sonntag Zehntausende Unterstützer Fillons mobilisieren und damit ein Zeichen der Stärke setzen. Zahlreiche Politiker der konservativen Republikaner drängen Fillon unterdessen zum Rücktritt, um einen anderen Kandidaten ins Rennen zu schicken.
Sieben Wochen vor dem ersten Wahlgang steckt Fillons Kampagne in der Krise, Grund sind Ermittlungen zum Verdacht einer Scheinbeschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten. Die Republikaner zogen das Treffen eines Führungsgremiums auf Montag vor, um über die Lage zu sprechen, wie die Partei mitteilte.
Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Bruno Retailleau, verteidigte Fillon. Er verwies auf das klare Ergebnis der Vorwahl, bei der Fillon zum Kandidaten gekürt worden war. «Ein Mann ist gewählt worden, eine politische Linie ist gewählt worden», betonte er in Aubervilliers. «Das französische Volk hat es satt, sich seine Stimmen stehlen zu lassen.»
In einem Interview des Magazins «Valeurs Actuelles» sagte Retailleau, dass die parteiinternen Kritiker Fillons aus dem Umfeld seiner unterlegenen Vorwahl-Gegner stammten.
Der frühere Premierminister Fillon setzte seinen Wahlkampf am Samstag, seinem 63. Geburtstag, unbeirrt fort. Auch für die kommende Woche veröffentlichte sein Team bereits Termine für Wahlkampfauftritte.
In Wählergunst an dritter Stelle
Fillon war wegen der Affäre in der Wählergunst abgerutscht. Derzeit würden nach Umfragen die Rechtspopulistin Marine Le Pen und der parteiunabhängige sozial-liberale Kandidat Emmanuel Macron das Rennen unter sich ausmachen. Für die Stichwahl liegt Macron dabei klar vorn.
Fillons Frau hatte jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin für ihren Mann gearbeitet, der Politiker weist den Verdacht einer Scheinbeschäftigung zurück. Die Situation hatte sich für Fillon weiter zugespitzt, nachdem er für Mitte März von Ermittlungsrichtern vorgeladen worden war. Dabei droht ihm die Eröffnung eines Verfahrens.
Nach Zählung der linken Zeitung «Libération» sind inzwischen mehr als 190 Politiker der Republikaner und ihrer Verbündeten von Fillon abgerückt. Selbst Fillons Wahlkampf-Chef reichte für Sonntag seinen Rücktritt ein.
Fillons Verbündete setzen nun auf eine starke Beteiligung bei der Demonstration in der Nähe des Eiffelturms am Sonntag. «Es könnten 45’000 Leute werden», sagte Pierre Danon vom Wahlkampf-Team dem Sender Franceinfo. Er betonte, die Kundgebung richte sich nicht gegen die Justiz. Fillon hatte die Ermittlungsbehörden scharf angegriffen.
Juppé soll als Ersatz bereit stehen
Als möglicher Ersatzkandidat für Fillon war in den vergangenen Tagen mehrmals der frühere Premierminister und Bürgermeister von Bordeaux, Alain Juppé, genannt worden. Das Umfeld des 71-Jährigen hatte am Freitag durchblicken lassen, dass Juppé bereit stünde, falls Fillon sich zurückziehe und er den Rückhalt der ganzen Partei bekomme.
Nach übereinstimmenden Medienberichten sollen Ermittler inzwischen auch eine Durchsuchung in Fillons Gutshaus in der Sarthe-Region ausgeführt haben.
Die Polizisten hätten dabei am Freitag den Wert der Immobilie bestimmen sollen, berichteten die Zeitung «Le Parisien» und der Sender Franceinfo. Franceinfo berief sich dabei auf eine Quelle in Justizkreisen, eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Erst am Donnerstag hatte es eine Durchsuchung in der Pariser Privatadresse von Fillon und dessen Ehefrau gegeben.