Präventionsfachleute verlangen umfassendes Tabak-Werbeverbot

Die heutigen Einschränkungen bei der Werbung für Zigaretten und andere Raucherwaren tragen zu wenig dazu bei, Jugendliche vor dem Tabak zu schützen. Präventionsfachleute wollen deshalb Werbung für Tabakwaren und Sponsoring der Tabakindustrie umfassend verbieten.

Solche Werbung soll bald der Vergangenheit angehören, wenn es nach den Wünschen von Präventionsfachleuten geht (Archiv) (Bild: sda)

Die heutigen Einschränkungen bei der Werbung für Zigaretten und andere Raucherwaren tragen zu wenig dazu bei, Jugendliche vor dem Tabak zu schützen. Präventionsfachleute wollen deshalb Werbung für Tabakwaren und Sponsoring der Tabakindustrie umfassend verbieten.

Mehr als 200 Fachleute kamen am Donnerstag und Freitag in Bern zur 2. Nationalen Tabakpräventionskonferenz zusammen. Träger sind neben der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention (AT) Schweiz unter anderen der Bund, die kantonalen Gesundheitsdirektoren, die Lungen- und die Krebsliga, die Herzstiftung und die Ärzteverbindung FMH.

Ein umfassendes Tabak-Werbeverbot sei der einzige Weg, um beim Schutz vor den gesundheitsschädlichen Raucherwaren weiterzukommen, sagte AT-Präsident Bruno Meili. „Doch es ist relativ schwierig, zum Erfolg zu kommen ohne die Tabakindustrie gegen sich aufzubringen.“ Nächste konkrete Schritte könne er deshalb noch nicht nennen.

Jugendliche im Visier

Claude Jeanrenaud, Mitautor einer Studie zu Marketing und Werbung für Tabakerzeugnisse der Eidg. Kommission für Tabakprävention, sprach von ungleichen Kräften: Die Werbemittel der Tabakindustrie seien sechsmal so hoch wie die Mittel, die für Prävention verfügbar seien. Die Tabakindustrie werbe gezielt bei jungen Menschen.

„Die meisten Raucherinnen und Raucher greifen zum ersten Mal zum Glimmstengel, bevor sie 21 Jahre alt sind“, stellte der Neuenburger Forscher dazu fest. Die Kommission empfehle darum strenge Grenzen für die Werbung. „Teilverbote bringen nichts.“ Im internationalen Vergleich hinke die Schweiz bei Tabakwerbeverboten hinterher.

Die Tabakindustrie und ihre Werber nutzen laut der Studie Schlupflöcher in der Gesetzgebung gezielt und mit viel Fantasie. Werbung in den Medien verliere an Bedeutung gegenüber sozialem Marketing wie Verkaufsförderungsaktionen oder Sponsoring. „Deshalb braucht es ein weit gefasstes Verbot“, sagte Jeanrenaud.

„In der Jugend werden entscheidende Verhaltensweisen ausgebildet“, betonte Petra Baumberger, Co-Geschäftsleiterin der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände. Für Jugendliche, die früh zu rauchen begännen, sei der Ausstieg sehr schwierig. „Wir fordern darum einen ehrlichen umfassenden Jugendschutz ohne Eingeständnisse an die Tabakindustrie.“

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