Die Macht des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad schwindet. Nach dem syrischen Regierungschef haben sich der Opposition zufolge auch zwei Minister und drei weitere Generäle von Präsident Baschar al-Assad losgesagt. Zudem wurde auf das Gebäude des staatlichen Fernsehens und Radios in Damaskus ein Anschlag verübt.
Die Gruppe habe sich nach Jordanien abgesetzt, teilte der vom Exil aus agierende Syrische Nationalrat mit. Zuvor hatte Ministerpräsident Riad Hidschab über einen Sprecher erklären lassen, er habe mit Assads „mörderischem und terroristischem Regime“ gebrochen. Auch er soll sich nach Jordanien abgesetzt haben.
Ein Vertreter des oppositionellen Syrischen Nationalrats sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, Hidschab habe sich mit Mitgliedern seiner Familie, zwei Ministern und drei Armeeoffizieren nach Jordanien abgesetzt. Die Gruppe habe in der Nacht zu Montag die Grenze überquert, sagte Chalid Sein al-Abedin.
Zuvor hatten bereits regierungskritische Aktivisten mitgeteilt, dass sich der bislang ranghöchste Politiker in Syrien der Opposition angeschlossen hat.
Positive Reaktion
Der Chef des Syrischen Nationalrats, Abdel Basset Sajda, begrüsste die Entscheidung Hidschabs. Diese zeige den „Zerfall“ der syrischen Führung. „Das ist der Anfang vom Ende“, sagte Sajda der Nachrichtenagentur AFP am Telefon.
Das syrische Staatsfernsehen hatte dagegen berichtet, Hidschab sei entlassen worden. Demnach soll sein Stellvertreter Omar Galawandschi vorübergehend die Amtsgeschäfte übernehmen.
Der frühere Landwirtschaftsminister Hidschab war erst am 6. Juni von Staatschef Baschar al-Assad berufen worden. Die Parlamentswahl Anfang Mai war von der Opposition boykottiert worden.
Anschlag auf Staatsfernsehen
Inmitten der Hauptstadt Damaskus wurde am Montag auf ein Gebäude des staatlichen Fernsehens und Radios ein Bombenanschlag verübt. Dabei wurden nach Angaben von Informationsminister Omran al-Soabi mehrere Menschen leicht verletzt.
Das Fernsehprogramm lief ohne Unterbrechung weiter. Der private Pro-Regierungs-Sender Al-Ichbarija zeigte Bilder von den zerstörten Wänden des Gebäudes, auf dem Boden liegenden Schreibtischen und zerbrochenem Glas. Mitarbeiter des Senders waren zu sehen, wie sie einem verwundeten Kollegen halfen.
Der Anschlag war das jüngste in einer Reihe von Attentaten in Damaskus. Der für das Regime verheerendste hatte sich Mitte Juli ereignet, als vier Mitglieder von Assads innerstem Machtzirkel bei einem Anschlag in einem ebenfalls streng gesicherten Regierungsgebäude getötet worden waren.
Neues Massaker gemeldet
Die syrische Opposition warf den Regierungstruppen erneut vor, in der zentralen Provinz Hama erneut zahlreiche Zivilisten getötet zu haben. Bei dem „Massaker“ am Sonntag seien rund 40 Menschen getötet worden, teilte der Syrische Nationalrat (SNC) am Montag mit.
Derweil beschoss die syrische Luftwaffe am Montag erneut mehrere Viertel der Wirtschaftsmetropole Aleppo mit Artillerie und automatischen Waffen, wie die im Ausland ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Mindestens acht Zivilisten und ein Anführer der Rebellen seien getötet worden.
Unter Beschuss waren demnach der Justizpalast im Zentrum von Aleppo sowie die Viertel Schaar und Mardsche im Osten. Schüsse waren auch aus Salaheddin im Westen und Bab al-Nairab im Zentrum zu hören.