Der oberste Schweizer Hotelier hat in einer Rede kritische Worte für seine Branche gefunden. Die Schweizer Hotels hätten die globalen Veränderungen zu lange ignoriert, sagte Guglielmo Brentel, Präsident des Verbands Hotelleriesuisse.
Der starke Franken habe zwar viele Hotels unvorbereitet getroffen und in die Krise geführt. «Doch seien wir ehrlich, die Probleme haben schon zuvor bestanden und sind hausgemacht», sagte Brentel am Dienstag, dem Tag der Schweizer Hotellerie, laut Redetext. «Dank unserer langen Erfolgsgeschichte im Tourismus sind wir einfach träge geworden.»
Brentel beschrieb in Brienz die Situation im Schweizer Tourismus als Zweiklassengesellschaft. Einige Branchen, etwa die Uhren- und Schmuckindustrie, verdienten gutes Geld mit den ausländischen Gästen, während «andere Player, wie die Hoteliers, dusselig arbeiten und nichts dabei herauskommt», klagte er.
Die schwierige Lage der Hotellerie belegt die Statistik: Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Übernachtungen in Schweizer Hotels weiter und erreichte mit 34,8 Millionen den tiefsten Wert seit 2005.
Um den Trend zu stoppen, sollten die Hoteliers besser zusammenarbeiten, fordert Brentel. Doch auch die Kooperation mit anderen Akteuren im Tourismus müsse verstärkt werden. Die touristischen Angebote müssten besser aufeinander abgestimmt werden.
Tieferer Mehrwertsteuersatz
Auch von der Politik erwartet der Hotelleriesuisse-Präsident Unterstützung, damit die Branche wieder aus der Krise findet. Der Verband begrüsst den Vorschlag des Bundesrats, dass die Hotellerie weiterhin von einem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 3,8 Prozent profitiert. Das Geschäft liegt momentan beim Parlament.
Bei der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative fordert Hotelleriesuisse, dass die Umnutzung von Hotels in Zweitwohnungen unter gewissen Bedingungen erlaubt bleibt. Dadurch soll verhindert werden, dass der Tourismus in überlebten Strukturen erstarrt.