Auf offener Strasse ist ein Englisch-Professor in Bangladesch von mutmasslichen Islamisten ermordet worden. Rezaul Karim Siddique wurde in Rajshahi im Nordwesten des Landes auf dem Weg zur Bushaltestelle mit Macheten attackiert und getötet.
Nach Polizeiangaben trennten die Angreifer dem 58-jährigen Professor bei der Tat am Samstag fast den Kopf ab. Am Sonntagmorgen wurde ein 21-jähriger islamistischer Student der Rajshahi-Universität festgenommen, an der Siddique lehrte. Nach Polizeiangaben gehört der Verdächtige der Jugendorganisation der Jamaat-e-Islami an, der grössten islamistischen Oppositionspartei in Bangladesch. Nach weiteren Verdächtigen wurde gefahndet.
Siddique ist bereits der vierte Professor der Hochschule von Rajshahi, der von mutmasslichen Islamisten ermordet wurde. Zudem wurden fünf säkulare Blogger und ein Herausgeber bei mutmasslich von Extremisten verübten Angriffen getötet.
IS oder «einheimische» Islamisten
Zu dem Mord an Siddique bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Bangladeschs oberster Anti-Terror-Kämpfer Monirul Islam wies dies zurück und betonte, der IS existiere in Bangladesch nicht. Auch andere Ermittler sagten, die Tat sei von einheimischen Islamisten verübt worden.
Siddique hatte neben seiner Arbeit als Professor eine Musikschule geleitet, eine Literatur-Zeitschrift herausgegeben und eine Kulturgruppe geleitet – Aktivitäten, die von Islamisten verurteilt werden.
Hunderte Studenten und Universitätslehrer demonstrierten am Sonntag den zweiten Tag in Folge an der Universität von Rajshahi. Sie forderten einen besseren Schutz für Hochschullehrer. «Wenn ein harmloser und unschuldiger Mensch wie Professor Siddique ermordet werden kann, ist niemand sicher», sagte Shahid Ullah von der Gewerkschaft der Hochschullehrer.