Im Crowdfunding geboren, Immer wieder verschoben- Project CARS macht seinem Namen alle Ehre. Ein Projekt also- aber eines, das es immerhin mit den Platzhirschen Gran Turismo und Forza Motorsport aufnehmen will. Ob das klappt, wir haben es auf Herz und Nieren getestet…
Der Motorsport-Angriff auf Gran Turismo und Co.
Wer in einem Ferrari mit 300 Sachen von einem Tornado verfolgt über einen Güterzug springen will, ist hier definitiv am falschen Ort. PROJECT CARS richtet sich an seriöse Motorsport-Fans. Das zeigt auch die Entstehungsgeschichte: Das CARS im Titel hat nämlich eine Doppelbedeutung und heisst „Community Assisted Racing Simulator“. Finanziert wurde das Spiel vom Studio selbst mit Unterstützung der Fangemeinde, welche sogenannte Tool Packs kaufen konnte, die dann wiederum Zugang zu Spezialinhalten für das finale Spiel ermöglichen. Ein Spiel von Fans für Fans also…
Auch der Titelteil „Racing Simulator“ ist keine Floskel. Erfolge muss man sich selbst mit Unterstützung (wie z.B. Bremshilfen, etc.) hart erkämpfen. Fehler werden gnadenlos bestraft und enden meist in einem Dreher oder einem Ausflug ins Kiesbett. Auch die Computergegner agieren höchst clever und vorausschauend. Als Schiedsrichter ist das Spiel jedoch oft zu streng. Überfährt man beispielsweise eine Sicherheitslinie fernab der Konkurrenz und ohne jegliche Zeitgewinnmöglichkeit, annulliert das Spiel dennoch die Runde.
Solche Dinge sind unschön und sollten mit einem sauberen Patch korrigiert werden, auch ruckelt es manchmal recht unangenehm. Abgesehen davon ist PROJECT CARS allerdings äusserst hübsch anzusehen. Die Fahrzeugmodelle sind genau so detailliert wie die Landschaften und die Wettereffekte sind unglaublich hübsch. Abstriche gibt’s für den etwas kleinen Fuhrpark (gerade mal 70 Autos sind am Start) und die reduzierte Lizenzpalette (Ferraris, Porsches und Lamborghinis sucht man beispielsweise vergebens). Die rund 100 verfügbaren Strecken (an 30 Orten) gehen dann aber wieder in Ordnung, zumal sie sehr akkurat ihren Vorbildern nachgebaut wurden.
Wo PROJECT CARS dann aber wieder Vollgas gibt, ist bei den Optionen. Anders als seine Mitbewerber Gran Turismo und Forza Motorsport gibt’s in PROJECT CARS gleich zu Beginn Zugang zu allen Fahrzeugen und Strecken. Als Spieler ist man frei, gleich in der Königsklasse zu beginnen oder sich über Kart-Rennen hochzuarbeiten. Das ist grossartig und dämpft die Motivation in keiner Weise. Vielmehr zeigt es einem sehr schnell, dass man als Anfänger vielleicht doch lieber mit einem etwas gemässigteren Fahrzeug übt, bevor man mit einem GT4 Geschoss ein Regenrennen fährt.
Auch die Einstellmöglichkeiten sind schier endlos: Von unzähligen Fahrunterstützungssystemen bis zur Konfiguration des Displays- fast alles darf beliebig eingerichtet werden. Natürlich werden auch Steuerräder und Gaspedale unterstützt- und wer wirklich das volle Spielerlebnis haben will, sollte unbedingt die Investition in entsprechende Hardware in Betracht ziehen. Gerade für Anfänger zahlen sich die grenzenlosen Einstellungen aus. Sie erlauben es einen, sich schrittweise an realistische Szenarios heranzutasten ohne dauerfrustriert auf dem letzten Platz im Kiesbett zu enden.
Die Entwickler von Slightly Mad Studios dürfen zufrieden sein. Der Angriff auf die etablierten Simulatoren Gran Turismo und Forza Motorsport ist gelungen. PROJECT CARS ist für Motorsport Fans ein absolutes Must Have. Wenngleich die Grafik etwas hinter #driveclub zurücksteht, sind insbesondere die Wettereffekte unglaublich schön umgesetzt. Wer die Nase rümpft, sobald ein Spiel Fahrfehler bestraft, solle aber trotzdem unbedingt eine Probefahrt wagen…
Für Motorsport-Fans gilt der Spieltrieb-Faktor 9 vom 10, für alle anderen 8 von 10.
* Es ist mir durchaus bewusst, die PC Version spielt grafisch in einer ganz anderen Liga als die Konsolenversionen. Aber der Spieltrieb testet nur auf Konsole, da hier die Hardwarekonfiguration immer dieselbe ist. Vergleiche mit Assetto Corsa, rFactor & Co habe ich aus demselben Grund ebenfalls weggelassen.
Titel: Project CARS
Plattform: PC, PS4 (getestet), XBOX ONE
Spieler: 1-16
PEGI: ab 3 Jahren
Preis: ca. 69 Franken
Das Cover