Bereits seit einigen Monaten durfte der Mörder einer Prostituierten ausserhalb der Haftanstalt in Genf tagsüber als Schreiner arbeiten. Nun ist er nach einem Freigang nicht mehr dahin zurückgekehrt und verschwunden. Der Mann gilt als ungefährlich.
In Genf ist der Mörder einer Prostituierten nach einem Freigang abgetaucht. Der wegen Mordes zu 15 Jahren verurteilte Mann erschien nicht mehr in der Anstalt, in der er seine Reststrafe in Halbgefangenschaft verbüsste.
Von dem Flüchtigen gehe keine Gefahr aus. Sein Mandant sei von den Psychiatern bereits während des Prozesses als nicht gefährlich für die Öffentlichkeit beurteilt worden, sagte Anwalt Vincent Spira am Mittwoch. Spira bestätigte die Meldung der Internetseite der Zeitung «Tribune de Genève» über die Flucht seines Mandanten.
Der Verurteilte habe damals die Prostituierte im Drogenrausch getötet. In der Haft habe sich sein Mandant bislang untadelig verhalten, fügte der Anwalt an.
Antrag auf Freilassung gescheitert
Der Flüchtige ist französischer Staatsbürger. Er hatte Anfang diesen Jahres einen Antrag auf Freilassung unter Auflagen gestellt. Dieser wurde laut Spira aber abgelehnt, weil sein Mandant für die Schweiz keine Aufenthaltsbewilligung besitzt und deshalb die Schweiz verlassen müsste.
Das Gericht habe bezweifelt, dass der Mann in seinem Heimatland seine Therapie fortsetzen könne und dort auch noch Arbeit finde, sagte Anwalt Spira. Die Gutachter hätten die Freilassung unter Auflagen befürwortet, aber der Staatsanwalt habe opponiert.
Anwalt Spira hat bereits einen neuen Antrag auf Freilassung vorbereitet. In diesem Antrag seien all die verlangten Garantien enthalten, sagte er.
Als Schreiner gearbeitet
Der Mann hatte seit einigen Monaten ausserhalb der Haftanstalt als Schreiner gearbeitet. Bis anhin war der Franzose jeden Abend in die Anstalt zurückgekehrt.
Auf diese Art sollen Gefangene Schritt für Schritt auf ihre Freilassung aus dem Gefängnis und auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet werden.
Brief an die Mutter
Nach seiner Flucht hinterliess der Mann einen Brief an seine Mutter. Darin schrieb er laut Spira, dass sein Wunsch, einige Tage in Freiheit zu verleben, unbezähmbar geworden sei.
Der Flüchtige versprach, sich der französischen Polizei zu stellen. In der Zwischenzeit werde er sich gut benehmen, schrieb er im Brief.