In St. Petersburg haben am Sonntag rund 2500 Menschen gegen die Rückgabe der Isaakskathedrale an die russisch-orthodoxe Kirche protestiert. Demonstranten trugen Spruchbänder wie «Russland ist ein laizistischer Staat» und «Patriarchat – Hände weg von St. Isaak!»
Am Vortag hatten rund 400 Gläubige an einer Prozession und einem Gottesdienst in der monumentalen Kathedrale teilgenommen, die dem gegenteiligen Ziel dienten.
Die im Jahr 1858 fertiggestellte Kathedrale mit ihrer goldenen Kuppel ist für 10’000 Menschen ausgelegt. Nach der Oktoberrevolution des Jahres 1917 wurden dort noch etwa ein Jahrzehnt lang Gottesdienste gefeiert.
Dann wurde in der Kirche ein antiklerikales Museum eingerichtet, das von einem Museum für Geschichte und Kunst abgelöst wurde. Das Gotteshaus ist den meisten Besuchern St. Petersburgs aus den vergangenen Jahrzehnten vor allem als Kunstmuseum bekannt.
Seit dem Jahr 1990 werden an hohen religiösen Feiertagen Messen in der Isaakskathedrale zelebriert. Die Verwaltung von St. Petersburg hat der orthodoxen Kirche inzwischen die Nutzung der Kathedrale zugestanden, ohne die Kirche jedoch wieder als Eigentümer einzusetzen.
«Die orthodoxe Kirche – das sind doch nur Parasiten», schimpfte am Sonntag die 50-jährige Demonstrantin Natalja Gorochowa. Stadtratsmitglied Boris Wischnewski zeigte sich zuversichtlich, dass die Stadtregierung «zurückweichen» werde. Dagegen sagte der Abgeordnete Witali Milonow, die Nutzung der Kirche als Museum verletze die «Rechte der Gläubigen», die Kathedrale sei zu einem «Touristenzirkus» geworden.