Proteste in Moskau und anderen grossen Städten Russlands

Nach Massenprotesten gegen Wahlfälschungen in Russland hat Regierungschef Wladimir Putin allen Bürgern ein frohes Neues Jahr gewünscht – „ohne Rücksicht auf ihre politische Gesinnung“.

Polizisten in Moskau im Einsatz (Bild: sda)

Nach Massenprotesten gegen Wahlfälschungen in Russland hat Regierungschef Wladimir Putin allen Bürgern ein frohes Neues Jahr gewünscht – „ohne Rücksicht auf ihre politische Gesinnung“.

„Denjenigen, die mit Linksaussen sympathisieren, und denjenigen, die rechts stehen, oben, unten, ganz wie sie wünschen“, sagte Putin am Samstag in seinen Neujahrsgrüssen.

Unterdessen nahm die Polizei in Moskau bei einer nicht genehmigten Kundgebung der Opposition mindestens 70 Regierungskritiker fest. Auch der Autor Eduard Limonow von der nicht zugelassenen Partei Anderes Russland kam bei der nicht genehmigten Kundgebung in Polizeigewahrsam, wie die Agentur Itar-Tass am Samstag meldete.

Limonow bestätigte dem Radiosender Moskauer Echo, er sei festgenommen und zu einem Polizeirevier gebracht worden. Seine Gruppierung Das andere Russland bezeichnet sich selbst als Partei. In ihrem Gedankengut mischen sich Ideen der extrem Rechten und der Kommunisten. Ihre Anhänger sind häufig in Auseinandersetzungen mit der Polizei verwickelt.

„Politischer Kreislauf“

Die Proteste, die sich auch gegen ihn gerichtet hatten, seien „nichts Ungewöhnliches“, sagte der 59-jährige Putin. Russland befinde sich in einem politischen Kreislauf. „Die Parlamentswahlen sind vorbei, die Präsidentenwahlen stehen an.“ Putin will sich am 4. März wieder in den Kreml wählen lassen.

Mit Blick auf 2012, das nach dem östlichen Kalender ein Jahr des Drachen ist, sagte Putin: „Ich bin im Jahr des Drachen geboren worden. In der Regel hatten wir in solchen Jahren immer eine glückliche Zeit. Ich hoffe, dass der Drache auch in diesem Jahr jeder russischen Familie viel Glück bringt, Wohlstand und Gesundheit.“

Im Zentrum der russischen Hauptstadt hatte ein massives Polizeiaufgebot den Triumphplatz schon Stunden vor Beginn der regierungskritischen Protestaktion abgesperrt. Dennoch sammelten sich etwa 200 vor allem junge Leute nahe einer Metrostation, riefen Losungen gegen die Regierung und hielten Plakate mit politischen Parolen hoch.

Auch in der zweitgrössten Stadt St. Petersburg gingen einige Dutzend Menschen auf die Strasse. Die Polizei nahm etwa zehn Regierungsgegner fest. In der Millionenstadt Nischni Nowgorod rund 400 Kilometer östlich von Moskau protestierten etwa 50 Menschen, darunter der Kremlkritiker und frühere Vize-Regierungschef Boris Nemzow.

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