„The Perfect American“, die provokante Oper des amerikanischen Avantgarde-Komponisten Philip Glass über das Leben des US-Filmproduzenten Walt Disney, ist in Madrid uraufgeführt worden. Die Besucher des Teatro Real zollten der Darbietung tosenden Beifall.
Auch „Bravo“-Rufe seien zu hören gewesen, schrieben die Agentur efe und andere spanische Medien. Die Handlung der Oper spielt in den letzten drei Monaten vor dem Tod des Gründers der Traumfabrik. Disney war 1966 im Alter von 65 Jahren an Lungenkrebs gestorben.
Der 75-jährige Glass liess sich vom Roman „Der König von Amerika“ des früheren Disney-Mitarbeiters Peter Stephan Jungk inspirieren, der die Schattenseiten des Erfinders von Zeichentrickfiguren wie Mickey Mouse und Donald Duck heraushebt.
Der österreichisch-amerikanische Autor Jungk beschreibt Disney als einen Egozentriker, Frauenhasser und Rassisten, der zudem seine Zeichner zur Arbeit angetrieben habe und nicht davor zurückgeschreckt sei, Mitarbeiter allein wegen „linker“ politischer Ideen zu feuern.
Glass betonte jedoch, er habe nicht über Disney herziehen wollen. Er betrachte Disney als einen grossen Visionär, der es geschafft habe, Brücken zu schlagen zwischen anspruchsvoller Kunst und Unterhaltung.
Bei der ersten Oper überhaupt über den legendären Disney, zu der der belgische Intendant Gerard Mortier die Idee hatte, singt der britische Bassbariton Christopher Purves den Hauptpart. Die Koproduktion des Teatro Real und der English National Opera wird bis zum 6. Februar in Madrid und im Juni in London aufgeführt.