Kunst als Provokation: Erotische Frauenskulpturen als Möbelstücke des britischen Pop-Art-Künstlers Allen Jones sind Teil einer Ausstellung zum Lebenswerk des Künstlers, die ab Samstag, 16. Juni, in Tübingen zu sehen ist.
Die Kunsthalle bekam bereits vor der Eröffnung Absagen von Gästen, sagte der geschäftsführende Kurator Daniel Schreiber, der dem 74-jährigen Künstler einen „spielerischen Umgang“ mit dem Thema Frauenverachtung zugesteht. Die bislang umfangreichste Jones-Ausstellung ist drei Monate lang geöffnet.
Insgesamt werden mehr als 80 Kunstwerke gezeigt, die Jones zwischen 1957 und 2009 geschaffen hat. Darunter sind 30 Ölgemälde und 22 Skulpturen. Schreiber betonte, dass neben den Möbelskulpturen auch weniger bekannte Arbeiten ausgestellt würden: „Im Hintergrund steht ein Werk, das es noch weitgehend zu entdecken gilt.“
Frauen als Hutständer oder Tisch
Die provokativen Skulpturen aus dem Jahr 1969 zeigen lebensgrosse Frauen mit grossen, nackten Brüsten, langen Beinen und Accessoires aus Leder. Eine Frau mit ausgebreiteten Armen stellt einen Hutständer dar, eine andere liegt auf dem Rücken mit hoch gebeugten Beinen und kann als Stuhl genutzt werden.
Die dritte Frau trägt in unterwürfiger Haltung eine Tischplatte auf dem Rücken. Die realistisch wirkenden Figuren sind aus Stahl und Fiberglas hergestellt. Allen Jones gehe es darum, Denkverbote in Frage zu stellen, auch in Bezug auf sadomasochistische Sexualpraktiken, sagte Schreiber.
Die Skulpturen seien „kein Propagandawerk“, betonte der Kurator. Schliesslich seien Bilder mit Kriegsdarstellungen auch keine Gewaltverherrlichung. Manche Besucher kämen gerade „weil jemand was macht, was man nicht machen darf“.
Allen Jones habe sich sein ganzes Leben lang mit dem Geschlechterbild beschäftigt, sagte Schreiber. Als Pop-Art-Künstler gehe es Jones darum, die Kunst in die Gesellschaft zu tragen: „Die Kunst muss raus aus ihrer elitären Kapsel.“
Dazu seien Inhalte wie Sex und Erotik bestens geeignet, weil jeder Mensch etwas dazu sagen könne: „Ein demokratischeres Thema gibt es gar nicht.“