In London beginnt der Zivilprozess gegen Bernie Ecclestone rund um die Affäre mit der Bayrischen Landesbank. In Genf werden Ermittlungen aufgenommen. Ein Strafverfahren in München steht noch bevor.
Im Streit um den Ausstieg der BayernLB (Bayrische Landesbank) aus dem Motorrennsport vor acht Jahren erhebt der deutsche Medienkonzern Constantin mit dem Schweizer Bernhard Burgener an der Spitze schwere Vorwürfe gegen Ecclestone. Auf dessen Betreiben hin sei die Formel 1 beim Verkauf des BayernLB-Anteils an den Investor und Finanzdienstleister CVC um eine Milliarde Dollar unterbewertet worden, sagte Constantin-Anwalt Philip Marshall am Dienstag zum Auftakt eines Schadenersatzprozesses vor dem High Court in London.
Die Constantin Medien AG hat damals wohl ihren Teil des Verkaufserlöses erhalten. Aber die Firma hätte nach eigener Einschätzung noch viel mehr lösen können, wenn der Verkaufspreis höher gelegen wäre. Das Aktienpaket hatte vor sieben Jahren für 820 Millionen Dollar die Hand gewechselt. Die Refinanzierung von CVC hat ein Jahr später eine Bewertung in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar ergeben.
Constantin sei deshalb um eine Beteiligung am Verkaufserlös betrogen worden. Wegen des Deals hat Ecclestone auch eine Anklage der Münchner Staatsanwaltschaft und Schadenersatzforderungen der BayernLB am Hals, ein früherer BayernLB-Vorstand kam bereits hinter Gitter.
Zugleich macht Constantin auch in der Schweiz Druck auf Ecclestone. Die Staatsanwaltschaft in Genf erklärte am Dienstag, sie habe aufgrund einer Anzeige des deutschen Konzerns Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Verkauf aufgenommen. Sie prüfe auch, ob sie überhaupt zuständig sei.
Der Gesamtwert der Formel 1 sei von CVC damals lediglich mit gut zwei Milliarden Dollar veranschlagt worden, tatsächlich hätten es mehr als drei Milliarden Dollar sein sollen, sagte Marshall vor dem Londoner Gericht. Ecclestone und seine Familienholding Bambino, die seit langem zu den Miteignern des Rennsportbetreibers zählen, hätten dadurch einen Vorteil von einer Milliarde Dollar erlangt.
Der Sport- und Filmkonzern fordert deshalb in dem Prozess mehr als 100 Millionen Dollar Schadenersatz von Ecclestone und dem damals verantwortlichen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky. «Zwischen Herrn Gribkowsky und Herrn Ecclestone wurde eine korrupte Abmachung getroffen», sagte Marshall. Er verwies auf Erkenntnisse der Münchner Justiz, wonach Ecclestone Gribkowky mit 44 Mio. Dollar geschmiert haben soll, damit dieser die Formel 1 an einen von Ecclestone bevorzugten Investor verkaufte.
Ecclestone hatte hingegen erklärt, Gribkowsky habe das Geld von ihm erpresst. Der Londoner Richter Guy Newey will die Erkenntnisse der deutschen Justiz jedoch nicht als Beweis akzeptieren und forderte Constantin auf, seine Ansprüche selbst zu belegen.
Der Prozess ist auf sechs Wochen angesetzt. Äusserungen der Rechtsanwälte von Ecclestone und den übrigen Beklagten werden in den kommenden Tagen erwartet, sobald der Constantin-Anwalt die Klage vollständig vorgetragen hat.