Der Prozess gegen eine deutsche und zwei französische Femen-Aktivistinnen in Tunesien ist vertagt worden. Wie von den Verteidigern der Frauenrechtlerinnen zu erfahren war, bleiben diese zudem bis zur Verfahrensfortsetzung am 12. Juni in Haft.
Die drei Frauen sind wegen einer barbusigen Protestaktion angeklagt, bei der sie vergangenen Mittwoch vor dem Justizpalast in Tunis gegen die Inhaftierung der 18-jährigen Femen-Aktivistin Amina Sboui demonstriert hatten.
Die Tunesierin sitzt seit zwei Wochen in Haft, weil sie nahe dem islamischen Friedhof der Stadt Kairouan das Wort «Femen» auf eine Mauer geschrieben hatte, um gegen eine Versammlung von islamisch-fundamentalistischen Salafisten zu protestieren. Sie sollte sich am Mittwoch in Kairouan ebenfalls vor Gericht verantworten.
Während Aminas Fall bei der säkularen Opposition in Tunesien für Empörung sorgte, stiess die Solidaritätsaktion der ausländischen Aktivistinnen auf weniger Verständnis.
Vor dem Gerichtsgebäude in Tunis beleidigten dutzende Femen-Gegner einen der tunesischen Verteidiger. «Wie kannst du diese Frauen verteidigen? Du bist kein Tunesier und auch kein Muslim, du hast weder Frau noch Kinder», schimpfte ein Demonstrant.
Die drei Frauen selbst, zu denen auch eine vom deutschen Auswärtigen Amt konsularisch betreute Hamburger Studentin gehört, erschienen von Kopf bis Fuss verhüllt in einem Safsari-Gewand.
Unzüchtiges Verhalten
Ihr Anwalt erklärte, dass die Staatsanwaltschaft nicht mehr die Erregung öffentlichen Ärgernisses, sondern allein «unzüchtiges Verhalten» verfolge. Auch darauf stehen aber bis zu sechs Monate Haft. «Ihre Körper dienten nicht als Verführungsobjekt, sondern einer politischen Botschaft», betonte er. «Juristisch betrachtet kann das Gericht, wenn es sich ans Gesetz hält, niemanden verurteilen.»
Ähnlich scheint das die deutsche Regierung zu sehen, auch wenn sie sich diplomatischer äussert. Regierungssprecher Steffen Seibert wies darauf hin, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Hannover-Messe eine ähnliche Protestaktion gegen Russlands Staatschef Wladimir Putin miterlebt habe, die strafrechtlich folgenlos geblieben sei.