Der mit Spannung erwartete Korruptions-Prozess gegen den ehemaligen kroatischen Regierungschef Ivo Sanader ist am Freitag gleich nach Beginn verschoben worden. Richter Ivan Tuduric führte als Grund gesundheitliche Probleme des Angeklagten an.
Die Bedingungen für eine Verhandlung seien nicht erfüllt. Der Fall werde auf den 3. November vertagt. Sanader sagte vor Gericht aus, er habe seit längerem Herzprobleme und werde noch am Freitag ins Spital eingeliefert. Ein medizinischer Sachverständiger erläuterte vor Gericht, für einen Herzpatienten stelle ein Prozess ein erhöhtes Risiko dar.
Sanader muss sich wegen der illegalen Finanzierung seiner Partei Kroatische Demokratische Union (HDZ) vor Gericht verantworten. Er soll unter anderem zehn Millionen Euro vom ungarischen Energiekonzern MOL bekommen haben.
Im Gegenzug soll MOL die Kontrolle über das nationale kroatische Öl- und Gasunternehmen zugesichert worden sein. Sanader muss sich noch in vier weiteren Korruptionsaffären verantworten.
Neue Ermittlungen
Erst am Donnerstag hatte die konservative Regierungschefin Jadranka Kosor von der HDZ mitgeteilt, dass gegen ihre Partei erneut wegen Schmiergeldzahlungen ermittelt wird. Gegen sie selbst gebe es aber keine Untersuchungen, betonte Kosor.
Medienberichten zufolge wird ermittelt, wie die Partei ihre Kampagnen für die Parlamentswahlen 2003 und 2007 finanzierte. Auch die Finanzierung der Kampagne zur Präsidentschaftswahl 2005 steht auf dem Prüfstand.
Kroatien, dessen Beitritt zur Europäischen Union für Juli 2013 vorgesehen ist, hat die Anstrengungen im Kampf gegen Korruption seit dem überraschenden Rücktritt Sanaders im Jahr 2009 verstärkt. Die Parlamentswahl findet Anfang Dezember statt.