Im italienischen Como steht der Tessiner Finanzplatz am Pranger. Mehrere Schweizer Banker stehen seit Oktober wegen Geldwäscherei vor Gericht. Am Donnerstag musste der Prozess vertagt werden: Ein Zeuge weigerte sich, die Identität eines Bankkunden preiszugeben.
Der Ex-Revisor einer Luganeser Bank gab mit Verweis auf das Schweizer Bankgeheimnis an, den Namen des Kontoinhabers nicht nennen zu können. Als das Gericht ihm beschied, das die Schweizer Norm in Italien nicht gelte, sagte der Mann, er könne sich nicht an die Identität des Bankkunden erinnern.
Über das Konto der unbekannten Person soll Geld gewaschen worden sein. Das Gericht entschied in der Folge, den Prozess auf Anfang März zu vertagen. Dem Ex-Revisor droht nun eine Überweisung an die Staatsanwaltschaft sowie eine Anklage wegen falscher Zeugenaussage.
Über 30 Millionen Euro Schwarzgeld
Angeklagt im Geldwäschereiprozess sind 49 Personen, unter ihnen mehrere Schweizer. Den Angeklagten wird vorgeworfen, sich von 2003 bis 2007 an einem komplexen Geldschmuggler-Ring beteiligt zu haben. Sie müssen sich wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und Geldwäscherei verantworten.
Die damaligen Banker und Treuhänder sollen ihren italienischen Kunden geholfen haben, mehr als 30 Millionen Euro Schwarzgeld auf Schweizer Bankkonten zu verstecken, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Das Geld sei dem italienischen Fiskus vorenthalten worden.
Zu den Hauptangeklagten gehören Banker aus dem Tessin, die zum mutmasslichen Tatzeitraum wichtige Positionen unter anderem bei der Banca Arner, der Finter Zurich oder der Bank Wegelin inne hatten. Der Prozess richtet sich auch gegen damalige Mitarbeiter der Banca Cial, BPS Suisse und der Euromobiliare.
Transport in Geheimfächern von Autos
„Die Schweizer Banker haben dazu beigetragen, das Wirtschaftssystem zu verschmutzen“, kommentierte der italienische Ermittlungsrichter seinen Entscheid zur Anklageerhebung. Die Kadermitglieder grosser Kreditanstalten hätten als Drahtzieher und Organisatoren einer kriminellen Vereinigung gewirkt.
Um das Schwarzgeld ihrer Kunden in die Schweiz zu schaffen, sollen die Banker mit professionelle Boten, so genannten „spalloni“, zusammengearbeitet haben. Diese Helfer hätten über Schmuggel-Erfahrung verfügt und den Transport in extra umgebaute Autos mit Geheimfächern ausgeführt.
Banken beauftragten Boten
Mehrere dieser mutmasslichen Kuriere stehen ebenfalls vor Gericht. Telefon-Abhörprotokolle der italienischen Finanzpolizei sollen beweisen, dass ihnen die Aufträge direkt von den Bankmitarbeitern erteilt wurden.
Die Angeklagten weisen jede Schuld von sich. Ihre Anwälte kündigten an, die Geldwäscherei-Vorwürfe zu entkräften. Der Prozess, der im Oktober begann, wird voraussichtlich über mehrere Monate andauern. Der Termin der Urteilsverkündung ist noch nicht absehbar.