In Phnom Penh stehen 23 kambodschanische Aktivisten und Textilarbeiter wegen ihrer Beteiligung an einem Streik vor Gericht. Sie hatten bei einer Kundgebung einen Mindestlohn gefordert. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich hunderte Demonstranten.
In Kambodscha sorgt ein Gerichtsfall für Empörung. 23 Textilarbeiter stehen vor Gericht, weil sie an einem Protestmarsch teilnahmen. Sie forderten einen Mindestlohn von umgerechnet 143 Franken pro Monat. Die Polizei stoppte den Marsch brutal, indem sie das Feuer auf die Streikenden eröffnete. Vier Menschen wurden dabei getötet. Davon war im Prozess am Freitag jedoch keine Rede. Die Protestierenden wurden als steinwerfende Rowdies dargestellt.
Front row filled with about a dozen police in dress blues. They are the ‚victims‘ of the anarchic rock throwers. No word on those killed…
— Abby Seiff (@instupor) 25. April 2014
Vor dem Gerichtssaal demonstrierten rund 100 Leute, sie riefen: «Befreit die 23!» Menschenrechtsgruppen zufolge drohen den Angeklagten, von denen die meisten seit ihrer Festnahme im Januar inhaftiert sind, bis zu fünf Jahre Haft, vornehmlich wegen «vorsätzlicher Gewalt». Zahlreichen Angehörige der angeklagten 23 wurde der Zutritt in die Gerichtssäle verweigert.
Neben dem Mindestlohn setzten sich die Protestierenden für bessere Arbeitbedingungen ein. Die Arbeitsbedingungen für Textilarbeiter in Kambodscha sind mit denen in Bangladesh vergleichbar. In Kambodscha lassen auch internationale Marken wie Gap, Nike und H&M Kleidung herstellen.Der Internationale Gewerkschaftsbund hatte nach der Festnahme der Arbeiter eine Kampagne zu deren Freilassung gestartet. Die Begründungen zur Anklage sind zum Teil Haarsträubend. So habe ein Richter einen Angeklagten für schuldig befunden, weil dieser vor den bewaffneten Polizisten weggerannt sein. Dies sei Beweis für sein Schuldbewusstsein.
Der Prozess wird am 6. Mai fortgeführt. Bis dann müssen die Angeklagten in einem der berüchtigtsten Gefängnissen Kambodschas ausharren.