Prozess um Kino-Amoklauf von Colorado geht in Hauptphase

Fast drei Jahre nach dem Amoklauf mit zwölf Toten und 58 Verletzten bei einer Kinopremiere im US-Bundesstaat Colorado ist der Prozess gegen den Schützen James Holmes in die Hauptphase gegangen. Vieles dreht sich um Holmes‘ Gesundheitszustand bei der Tat.

Skizze des Angeklagten Holmes vor Gericht (Mitte-Links) (Bild: sda)

Fast drei Jahre nach dem Amoklauf mit zwölf Toten und 58 Verletzten bei einer Kinopremiere im US-Bundesstaat Colorado ist der Prozess gegen den Schützen James Holmes in die Hauptphase gegangen. Vieles dreht sich um Holmes‘ Gesundheitszustand bei der Tat.

Während die Staatsanwaltschaft das Bild eines klugen Täters zeichnete, der das Blutbad sorgfältig plante, betonten seine Verteidiger die psychischen Probleme, mit denen Holmes zum Zeitpunkt der Tat kämpfte.

Der heute 27-Jährige, der von seinen Verteidigern und Eltern begleitet wurde, sass ruhig im Gerichtssaal. Er sah mit Hemd, Brille und kurzen Haaren gepflegter aus als nach der Tat, als er mit zerzausten, orange gefärbten Haaren erschienen war.

Sorgfältige Planung

«Er hat versucht, alle Menschen in einem Kino zu ermorden, um sich besser zu fühlen und weil er dachte, es würde sein Selbstwertgefühl steigern», sagte Staatsanwalt George Brauchler in seinem emotionalen, zweistündigen Eröffnungsplädoyer am Montag.

Brauchler zeichnete das Bild eines intelligenten Täters, der die Tat im Juli 2012 bei der nächtlichen Vorführung eines «Batman»-Films in Aurora sorgfältig geplant habe.

Einen Tag vor der Tat habe er seiner Therapeutin in einer E-Mail gestanden, sein Leben lang von der Tötung von Menschen «besessen» gewesen zu sein. «Dieser Typ war gesund, als er versuchte, all diese Menschen in dem Kino zu ermorden.»

Keine Kontrolle über Handeln

«Sein Verstand wurde von einer Krankheit überwältigt, die ihn seit Jahren geplagt hatte», sagte dagegen Verteidiger Daniel King. Nach einer Psychose habe Holmes an Schizophrenie gelitten und deshalb nicht die Kontrolle über sein Handeln gehabt.

«Seine Wahrnehmung der Realität war so verzerrt, so missgebildet, dass er nicht länger in der Welt lebte, in der wir leben, in derselben Realität.» Holmes habe keine Wahl gehabt. «Dies ist nicht die bewusste Entscheidung eines rationalen Verstands, hier geht es um eine Krankheit des Gehirns.»

Vier- bis fünfmonatiger Prozess

Holmes hat die Taten gestanden, aber in allen 166 Anklagepunkten wegen Mordes, versuchten Mordes und Vorwürfen wegen Waffen- und Sprengstoffgebrauchs auf «nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit» plädiert. Die Frage von Holmes‘ geistigem Zustand zur Tatzeit dürfte den Knackpunkt des Verfahrens darstellen, das vier bis fünf Monate dauern soll.

Das Gericht in Centennial, einem Vorort von Denver, hatte vor dem Prozessbeginn über mehrere Monate aus einer Gruppe von rund 9000 Kandidaten die 24-köpfige Jury zusammengestellt, die aus 19 Frauen und fünf Männern besteht.

Sofern sie ihn für schuldig bekennen, müssen sie anschliessend entscheiden, ob er wie von der Staatsanwaltschaft gefordert mit dem Tod bestraft werden soll. Setzt sich die Verteidigung durch, würde er wohl in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Die Tat in Aurora war der schwerste Amoklauf in der US-Geschichte seit dem Blutbad an der Columbine High School in Littleton (Colorado) im Jahr 1999.

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