Prozess um Mord an russischer Journalistin Politkowskaja vertagt

Vier Monate nach seinem Beginn ist der Moskauer Prozess um den Mord an der russischen Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja ausgesetzt worden. Grund ist, dass das Gericht neue Geschworene berufen muss.

Frau steckt eine Blume vor Porträt von Anna Politkowskaja (Archiv) (Bild: sda)

Vier Monate nach seinem Beginn ist der Moskauer Prozess um den Mord an der russischen Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja ausgesetzt worden. Grund ist, dass das Gericht neue Geschworene berufen muss.

Drei der zuständigen Geschworenen hätten sich aus dem Verfahren zurückgezogen und seien zur Verhandlung am Donnerstagmorgen gar nicht erst erschienen, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Begründet hätten sie dies mit «einer Krankheit» oder «dienstlichen Ausseneinsätzen».

Da das Schwurgericht somit nicht mehr genügend Mitglieder gehabt habe, sei es aufgelöst worden, sagte die Sprecherin. Die Auswahl neuer Geschworener wird demnach am 14. Januar beginnen.

Die Redaktion der regierungskritischen Zeitung «Nowaja Gaseta», für die Politkowskaja gearbeitet hatte, sprach von einer unerwarteten Wende. Das bedeute praktisch, dass das im Juli begonnene Verfahren noch einmal von vorne beginnen müsse, hiess es.

Der russischen Strafjustiz wird seit Jahren vorgeworfen, kein Interesse an der Aufklärung des politischen Mordes zu haben. Politkowskaja war im Oktober 2006 im Flur ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Sie hatte unter anderem über Menschenrechtsverletzungen während des Kriegs in Tschetschenien berichtet.

Urteil gegen Todesschützen kassiert

Ein mutmasslicher Todesschütze aus Tschetschenien war bereits zu einer Haftstrafe verurteilt worden, seine beiden Brüder wurden hingegen 2009 freigesprochen. Allerdings kassierte Russlands oberster Gerichtshof den Freispruch im Jahr darauf wieder und ordnete einen neuen Prozess an.

Im vergangenen Dezember wurde dann zunächst ein Moskauer Polizei-Oberstleutnant zu elf Jahren Lagerhaft verurteilt, bevor am 24. Juli 2013 schliesslich das neue Hauptverfahren begann. Es richtet sich gegen die drei tschetschenischen Brüder sowie deren Onkel, den mutmasslichen Organisator des Attentats, Lom-Ali Gaitukajew, und einen anderen Moskauer Ex-Polizisten.

Alle Angeklagten plädieren auf unschuldig. Wer den Mord an der Journalistin tatsächlich in Auftrag gegeben hat, ist bis heute unklar.

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