Zwei Monate nach dem Untergang der südkoreanischen Fähre «Sewol» mit rund 300 Toten hat der Prozess gegen die Besatzungsmitglieder begonnen. Kapitän Lee Joon Seok und weitere Crew-Mitglieder sind wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt.
Die Angeklagten wurden am Dienstag in Handschellen vor einem Gericht in der südwestkoreanischen Stadt Gwangju auf die Anklagebank geführt. Den vier mutmasslichen Hauptverantwortlichen droht die Todesstrafe. Elf weitere Vertreter der Crew müssen sich wegen weniger schwerwiegender Vorwürfe verantworten.
Die Fähre «Sewol» war am 16. April mit 476 Menschen an Bord vor der Südküste gesunken. Nach bisherigen Angaben kamen 292 Menschen ums Leben, noch immer werden aber zwölf Passagiere vermisst. Die meisten Opfer waren Schüler auf einem Ausflug. Der Grossteil der Crew rettete sich rechtzeitig, ihnen wird deshalb unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen.
Prozess gegen Reederei
Am 20. Juni soll auch der Prozess gegen fünf angeklagte Vertreter der «Sewol»-Reederei beginnen, wie der Radiosender KBS berichtete. Sie müssen sich wegen Totschlags und anderer Vorwürfe verantworten, hiess es in dem Bericht.
Die Angehörigen warfen den Behörden zudem vor, bei der Rettungsaktion zu langsam reagiert zu haben, wodurch in Luftblasen in der zunächst umgekippten Fähre gefangene Passagiere womöglich nicht gerettet wurden. Ministerpräsident Chung Hong Won hatte dafür die Verantwortung übernommen und war zurückgetreten.
Am Dienstag ernannte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye den früheren Journalisten Moon Chang Keuk zu seinem Nachfolger, wie das Präsidialamt am Dienstag mitteilte. Das Parlament muss der Ernennung Moons noch zustimmen. Unter dem Präsidialsystem Südkoreas laufen fast alle wichtigen Entscheidungen über das Staatsoberhaupt.