Prozessmarathon gegen japanische Giftgas-Sekte geht zu Ende

Im März 1995 hat ein Giftgas-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn die Welt schockiert. Mitglieder einer Endzeit-Sekte töten 13 Menschen und verletzen Tausende. Nun gehen die Gerichtsprozesse zu Ende. Für die Opfer aber ist die Tat damit noch nicht aufgearbeitet.

U-Bahn in Tokio (Archiv) (Bild: sda)

Im März 1995 hat ein Giftgas-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn die Welt schockiert. Mitglieder einer Endzeit-Sekte töten 13 Menschen und verletzen Tausende. Nun gehen die Gerichtsprozesse zu Ende. Für die Opfer aber ist die Tat damit noch nicht aufgearbeitet.

Japans Oberster Gerichtshof bestätigte am Montag die Todesstrafe gegen ein führendes Mitglied der Endzeit-Sekte Aum Shinrikyo. Er wies am Montag den Einspruch der Verteidiger von Seiichi Endo zurück und erklärte die zuvor verhängte Todesstrafe gegen den 51-Jährigen für rechtskräftig.

Der gelernte Veterinär und Virologe wurde für schuldig befunden, unter anderem eine zentrale Rolle bei dem Sarin-Anschlag auf die U-Bahn gespielt zu haben. Die Verteidigung von Endo will laut japanischen Medien noch eine Korrektur des Schuldspruches beantragen, was mehrere Tage in Anspruch nehmen kann.

Es wird jedoch erwartet, dass dieses Prozedere nichts an der Entscheidung des Gerichtshofs ändert. Endo wäre damit das 13. Mitglied der Endzeitsekte, das zum Tode wegen der Verbrechen verurteilt wurde.

Der Drahtzieher dieser und anderer Morde sowie Mordversuche mit insgesamt 27 Toten, der halb-blinde Sektengründer Shoko Asahara, wurde im Jahr 2006 rechtskräftig zum Tode verurteilt. Keines der Todesurteile wurde bisher vollstreckt.

Opfer leiden bis heute

Mitglieder der Endzeitsekte hatten am Morgen des 20. März 1995 unter dem Regierungsviertel Kasumigaseki in mehreren Zügen Plastiktüten mit Sarin aufgestochen und das tödliche Nervengas freigesetzt. Mit der Tat wollte die Sekte eine geplante Polizeirazzia gegen ihr Hauptquartier verhindern.

13 Menschen kamen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Opfer der Verbrechen, von denen noch heute viele unter den psychischen, physischen und finanziellen Folgen des Anschlags leiden, reagierten frustriert auf das Ende des in der japanischen Geschichte beispiellosen Prozessmarathons. Für sie sind die Verbrechen der Sekte längst nicht hinreichend aufgearbeitet.

Sozialen Kontext untersuchen

Kritiker fordern, dass weiter untersucht werden müsse, was zu den Verbrechen geführt habe und in welchem sozialen Kontext dies passierte. Asahara, mit bürgerlichem Namen Chizuo Matsumoto, wurde im Mai 1995 verhaftet und schwieg während des ganzen Prozesses entweder oder murmelte Unverständliches vor sich hin.

Asahara hatte das spirituelle Vakuum genutzt, das nach den wirtschaftlichen Boom-Jahren in Japan entstanden war und die junge Generation des fernöstlichen Landes zu neuen Religionen wie Aum Shinrikyo trieb.

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