Der Publizist Al Imfeld tot. Der bekannte Afrika-Kenner starb im Alter von 82 Jahren am vergangenen Dienstag im Zürcher Universitätsspital. Ueli Dubs, ein enger Freund des Verstorbenen, bestätigte am Donnerstag einen Bericht der «WOZ».
Imfeld publizierte über 50 Bücher mit Geschichten über USA, Asien und insbesondere Afrika, wo er alle Staaten besucht hat. Am kommenden Mittwoch soll in der Helferei Grossmünster in Zürich sein neues Buch «Agrocity – Die Stadt für Afrika» vorgestellt werden.
Imfeld wurde am 14. Januar 1935 als ältestes Kind aus einer Bergbauern-Grossfamilie mit 13 Kindern in Etzenerlen LU geboren. Wie in seiner Heimat damals üblich, sollte er Priester und Missionar werden.
Tatsächlich studierte er dann Theologie. Weil er als Priester beim theologischen Doktoratsstudium in Rom der Häresie verdächtigt wurde, verwies man ihn aus der Gregoriana. So doktorierte er in den USA in evangelischer Theologie.
Weil er jedoch die Theologie als eine zu begrenzte Wissensbasis für das Verständnis der Gegenwart empfand, studierte er in der Folge Soziologie, Journalismus und schliesslich Tropenwirtschaft, wie seiner Biographie zu entnehmen ist.
Als Priester exkommuniziert
Imfeld arbeitete zu Beginn der 60er-Jahre in der Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King und wegen dieser Mitarbeit in New York als Priester exkommuniziert und suspendiert. 1966 zog er für die «Washington Post» als Sonderkorrespondent in den Vietnamkrieg.
Ein Jahr später entsandte ihn die Missionsgesellschaft Immensee nach Rhodesien, ins heutige Zimbabwe, um dort am Aufbau der Presse mitzuhelfen. Zwei Jahre darauf wurde er des Landes verwiesen, weil seine Tätigkeit weder der weissen Minderheitsregierung noch seinem vorgesetzten Bischof zusagte.
Afrika wurde zur zweiten Heimat
Afrika wurde schliesslich zu Imfelds zweiter Heimat. Seit den 60er-Jahren postulierte er eine Jahrtausende alte afrikanische Agrargeschichte, wofür er teilweise belächelt wurde. Er half in jener Zeit die bald weltweit werdende Ecofarming Bewegung zu gründen. Er vertrat die Ansicht, dass Öko-Landbau idealer, breiter und humaner als Bio-Landwirtschaft ist.
Anfang der 70er-Jahre wurde er von drei privaten Hilfswerken nach Bern geholt, wo er den Informations-Dienst für die Dritte Welt (i3w) gründete. Er kämpfte für besseren Journalismus und ein Bewusstsein für Entwicklungsfragen in nachkolonialer Zeit. Ein Engagement beim Gottlieb-Duttweiler-Institut war nur von kurzer Dauer.
Anschliessend reiste und schrieb er, hielt Vorträge im ganzen deutschsprachigen Raum und nahm Aufträge für das deutsche Goethe Institut in Afrika und Asien an. In der Schweiz war er langjähriger Mitarbeiter der «WOZ», mit der er seit der Gründung verbunden war, wie die Zeitung schreibt.
Imfeld setzte sich dafür ein, dass Kultur, Literatur und Kunst als zentrale Bestandteile jeder Entwicklung begriffen werden. So wurde er einer der Mitbegründer der Gesellschaft zur Förderung der Literatur in Afrika, Asien und Lateinamerika in Frankfurt.
Der «Griot aus dem Napf»
1990 trat er in den Kreis der Literatur ein. In seinen live vorgetragenen Geschichten verband der «Griot aus dem Napf» das Hinterland seiner Jugend mit den Entwicklungsländern seiner zweiten Heimat, Afrika.
Für sein literarisches Schaffen und sein Engagement in der Entwicklungshilfe erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. So ehrte ihn 1983 der Kanton Zürich für seine Bemühungen um den afrikanischen Dialog.
1990 erhielt er den Europäischen Journalistenpreis und im selben Jahr auch den Zürcher Journalistenpreis. 2005 folgte der Literaturpreis des Kantons Zürich. 2014 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Pro-Litteris-Preis geehrt.