«Punk-Politiker» Jon Gnarr will «kein grantiger, alter Mann werden»

Comedian, Taxifahrer, Politiker und Autor: Jon Gnarr hat sich im Jahr 2010 mit seiner «Best Party» zum Bürgermeister von Islands Hauptstadt Reykjavik gemausert. Am 9. Juni liest er in Zürich aus seinem Buch «Indianer und Pirat. Kindheit eines begabten Störenfrieds».

Hier noch in seinem Amt als «Punk-Politiker», jetzt auf Lesetour: Der Isländer Jon Gnarr sieht auf jeden Fall grantiger aus als er ist (Archiv) (Bild: sda)

Comedian, Taxifahrer, Politiker und Autor: Jon Gnarr hat sich im Jahr 2010 mit seiner «Best Party» zum Bürgermeister von Islands Hauptstadt Reykjavik gemausert. Am 9. Juni liest er in Zürich aus seinem Buch «Indianer und Pirat. Kindheit eines begabten Störenfrieds».

In seiner vierjährigen Amtszeit nahm er es mit der isländischen Finanzkrise auf und setzte unter anderem eine Schulreform durch. Als Präsident des Landes will er jedoch nicht kandidieren – obwohl die Isländer von dieser Vorstellung begeistert wären.

«Ich habe mir das genau überlegt. Allerdings glaube ich nicht, dass ich das aushalten würde», erteilte der 48-jährige Gnarr einer eventuellen Präsidentschaftskandidatur eine Absage. Eigentlich sieht er sich auch gar nicht als Politiker, sondern vielmehr als Comedian, Anarchist – und nun vor allem als Autor.

Mit seinem Buch «Indianer und Pirat. Kindheit eines begabten Störenfrieds» befindet er sich im Moment auf Lesereise – am Dienstag, 9. Juni, macht er Halt im Literaturhaus Museumsgesellschaft Zürich.

Vom Punk zum Politiker

In seiner Jugend war Gnarr ein Punk. In der Schule auffällig, zu Hause unverstanden, von Gleichaltrigen gemieden, wandte er sich dem Anarchismus und der Comedy zu und gründete gar eine Partei.

«Man kann unsere Geschichte vergleichen mit der einer Band. Zuerst trifft man sich in einer Garage und hat ein paar Ideen, trinkt Bier», erinnert er sich am Donnerstag bei einem Pressegespräch im Aktionsradius Wien an den Ursprung seiner «Best Party» («Besti flokkurinn»). Zu der Zeit war in Island alles geprägt von Kummer und Elend wegen der Krise, «dann kamen wir und wir brachten Freude und Spass».

Die Wahl zum Bürgermeister von Reykjavik überraschte den «Punk-Politiker», genauso wie das internationale Echo auf seine Wahl. «Damit habe ich auf keinen Fall gerechnet.» Trotz anfänglicher Bedenken nahm er die Wahl an und seine neue Aufgabe mit Humor. «Das Leben ist ein Scherz», lacht Gnarr auch heute noch über seinen Abstecher in die Politik. Sein Bürgermeisteramt endete im Juni 2014.

Gnarr will immer noch viel sein – bloss kein grantiger Mann

Ein politischer Mensch ist Jon Gunnar Kristinsson, wie er eigentlich heisst, aber immer noch. «Ich verfolge die Politik in Island sehr intensiv und meistens lese ich Schlagzeilen, die mir Sorgen bereiten», erzählte der fünffache Familienvater.

Trotzdem wolle er kein alter Mann werden, der zu Hause sitzt, Wein trinkt und nichts tut ausser sich zu beschweren und zu jammern. «Ich habe zu meiner Frau gesagt: ‚Bitte lass mich nicht so werden, lass mich kein grantiger Mann werden!’»

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