Angehörige von Nadeschda Tolokonnikowa sprechen von einem kleinen Erfolg: Nach mehr als einem Jahr in einem berüchtigten Straflager wird das eingesperrte Pussy-Riot-Mitglied verlegt. Sonst ändert sich aber nichts – die Putin-Gegnerin bleibt noch bis März in Haft.
Ihre Verlegung in ein anderes Straflager erstritt die 23-jährige Tolokonnikowa von der kremlkritischen Punkband Pussy Riot mit einem neuen Hungerstreik. Grund seien die Beschwerden der jungen Mutter über Drohungen von Mitgefangenen und Wärtern, teilte die Strafvollzugsbehörde am Freitag in Moskau mit.
Wo die scharfe Kritikerin von Kremlchef Wladimir Putin künftig untergebracht ist, wurde zunächst nicht bekanntgegeben. Ihr Ehemann Pjotr Wersilow nannte die Entscheidung bei Twitter einen «Mini-Sieg».
Mitmusikerin verzichtet auf Strafmilderung
Tolokonnikowa war zuvor erneut in Hungerstreik getreten, nachdem sie aus einer Klinik zurück in ihr bisheriges Straflager gebracht worden war. Der Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin warf den Behörden daraufhin vor, sie hätten ihr Versprechen gebrochen.
Die Politkünstlerin hatte Anfang Oktober einen einwöchigen Hungerstreik aus gesundheitlichen Gründen beendet. Die örtliche Strafvollzugsbehörde bestätigte den erneuten Protest.
Tolokonnikowas ebenfalls inhaftierte 25-jährige Bandgenossin Maria Alechina zog indes einen Antrag auf Strafmilderung zurück. Sie habe kein «ethisches Recht» auf vorzeitige Entlassung, wenn ihre Freundin Tolokonnikowa leide, sagte Alechina.
Die Frauen sitzen noch bis Anfang März 2014 eine zweijährige Haftstrafe wegen «Rowdytums aus religiösem Hass» ab, nachdem sie in der wichtigsten Moskauer Kathedrale gegen Putin protestiert hatten. Ihre gleichfalls verurteilte 31-jährige Kollegin Jekaterina Samuzewitsch war im Berufungsprozess überraschend auf Bewährung freigekommen.