Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti wird auf Weisung des Kreml aufgelöst. Präsident Wladimir Putin besiegelte das Ende der grössten Nachrichtenagentur des Landes per Dekret, wie der Kreml am Montag auf seiner Webseite mitteilte.
Der russische Präsident Wladimir Putin löst die grösste staatliche Nachrichtenagentur seines Landes per Dekret auf. An die Stelle von RIA Nowosti trete der neu geschaffene Medienkonzern Rossija Segodnja (Russia Today), der mit einem Mehrsprachen-Dienst vor allem das Bild Russlands im Ausland formen soll. Ziel der neuen Holding sei es vor allem, die «Effizienz der Mittel für die Staatsmedien zu steigern», hiess es in der Kreml-Mitteilung.
Putins Stabschef Sergej Iwanow sagte, der Schritt werde nicht nur den Einsatz von Finanzmitteln durch die Staatsmedien «rationalisieren», sondern auch die politische Botschaft des Kreml im Ausland effektiver verbreiten.
«Russland verfolgt seine eigene Politik, es verteidigt seine nationalen Interessen nachdrücklich. Das ist der Welt schwer zu erklären, aber man kann und muss es tun», sagte Iwanow russischen Agenturen.
Homosexuellen-Gegner als Chef
Chef von Rossija Segodnja ist der umstrittene bisherige Vizechef des Staatsfernsehens, Dmitri Kiseljow. Einem breiteren Publikum ist Kiseljow durch seine sonntägliche Nachrichtensendung bekannt, die von der Opposition scharf kritisiert wird.
Kiseljow nutzte die Sendung in der Vergangenheit mehrfach für Attacken gegen Homosexuelle. So forderte er etwa, Homosexuelle als Blut- und Organspender auszuschliessen.
Die Wahlkampagne des bekannten Oppositionellen und Bloggers Alexej Nawalny verglich er mit Adolf Hitlers Wahlkämpfen. Zuletzt zog er mit seiner Berichterstattung über die Ukraine den Unmut der dortigen Opposition auf sich.
Putins Politik verglich er dagegen mit der des Sowjet-Diktators Josef Stalin. «Von der Grösse seines Schaffens her ist der Politiker Putin unter seinen Vorgängern des 20. Jahrhunderts nur vergleichbar mit Stalin», hatte Kisseljow in einer Sendung zu Putin 60. Geburtstag 2012 gesagt.
Wie der frühere KGB-Offizier Putin hat auch Kisseljow in den 1970ern die Leningrader Staatliche Universität im heutigen St. Petersburg absolviert. Er wurde von Putin in sein neues Amt berufen. Nawalny bezeichnete die Personalie in seinem Blog als «Witz».
Belegschaft überrascht
RIA Nowosti hatte in den vergangenen Jahren erheblich expandiert und sich einen neuen Sportdienst und einen Wirtschaftsdraht zugelegt. Die Agentur ist eine der grössten weltweit und offizieller Sponsor der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi.
Die Belegschaft wurde von der Liquidierung des Unternehmens überrascht. Ein Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, sie hätten die Nachricht selbst erst auf der Kreml-Webseite gelesen.