Zwei Monate nach ihrer Aussöhnung haben der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin den Bau der strategisch wichtigen Gaspipeline Turkish Stream besiegelt.
Die Energieminister unterzeichneten am Montag in Istanbul im Beisein der Staatschefs ein Regierungsabkommen über das lange geplante Projekt. Beide Länder wollen ihre Beziehungen wieder vollständig normalisieren.
Durch die Turkish-Stream-Pipeline soll russisches Erdgas durch das Schwarze Meer und die Türkei bis an die griechische Grenze gebracht werden. Mit dieser Leitung und der geplanten Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 will Russland die Ukraine bei der Belieferung der EU mit Gas umgehen.
Der Chef des Gazprom-Konzerns, Alexej Miller, sagte, das Abkommen sehe den Bau von zwei Röhren auf dem Grund des Schwarzen Meeres vor. Der erste Strang soll Ende 2019 fertig sein.
Putin stellte der Türkei «im Rahmen von Turkish Stream» Rabatt beim Gas in Aussicht. Zugleich teilte er mit, dass Sanktionen gegen eine Reihe türkischer Produkte wieder aufgehoben worden seien.
Moskau hatte nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im Grenzgebiet zu Syrien Wirtschaftssanktionen verhängt, die nach der Aussöhnung im August schrittweise wieder aufgehoben werden sollten. Während der Krise zwischen Ankara und Moskau lag auch Turkish Stream auf Eis.
Differenzen beim Thema Syrien
Differenzen gibt es weiterhin beim Thema Syrien. Russland unterstützt den syrischen Machthaber Baschar al-Assad, dessen Sturz Erdogan fordert. Putin sagte: «Sowohl Russland als auch die Türkei treten für ein schnelles Ende des Blutvergiessens in Syrien und den Übergang zu einer politischen Regelung ein.»
Erdogan betonte, Thema sei auch gewesen, wie humanitäre Hilfe für die Menschen in Aleppo ermöglicht werden könne.
Erdgas- und Energiehandelszentrum
Erdogan und Putin nahmen am Weltenergiekongress in Istanbul teil und kamen anschliessend zu einem bilateralen Treffen zusammen. Bei der Tagung kündigte Erdogan umfangreiche Investitionen an, «um unser Land zum Erdgas- und Energiehandelszentrum zu machen». Die Türkei leiste damit auch «einen Beitrag zur Erdgasversorgungssicherheit Europas».
Putin machte in Istanbul deutlich, dass er ein Einfrieren der Öl-Fördermengen zur Stabilisierung der Ölpreise unterstützt. «Ein Einfrieren oder sogar eine Kürzung der Förderung ist wohl die einzig richtige Entscheidung», sagte er der Agentur Tass zufolge. Russland sei bereit, sich einer entsprechenden Initiative des Ölkartells OPEC anzuschliessen. Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew sagte, der Konzern unterstütze das Einfrieren, aber nicht das Zurückfahren der Ölförderung.
Es war Putins erster Türkei-Besuch seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe im vergangenen November. Danach legte Russland die Beziehungen zur Türkei auf Eis. Erst im Juni näherten sich beide Seiten wieder an, im August folgte ein Treffen Putins und Erdogans in St. Petersburg.
Auf dem G20-Gipfel in China im vergangenen Monat sprachen beide über eine vollständige Wiederaufnahme der bilateralen Beziehungen.