Russlands Präsident Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko haben am Dienstagabend Beratungen zur Ukraine-Krise aufgenommen. Nach Kremlangaben sprachen die beiden über einen «möglichen Waffenstillstand im Südosten der Ukraine».
In dem Gespräch mit Poroschenko habe sich Putin besorgt über den Tod zweier russischer Journalisten bei Kämpfen in der Ostukraine geäussert, teilte der Kreml am Dienstag mit. Putin habe gefordert, die Sicherheit von Reportern in der Region müsse sichergestellt werden. Poroschenko habe eine Untersuchung zugesagt, hiess es weiter.
Zwei Korrespondenten des russischen Staatsfernsehens kamen bei Gefechten zwischen Regierungskräften und Separatisten in der Ostukraine ums Leben, wie die Behörden in Kiew mitteilten. Sie seien an einer Strassensperre der Aufständischen bei Lugansk von einer Granate getroffen worden.
Der ukrainische Aussenminister Andrej Deschtschiza bedauerte den Tod der Reporter, der wohl von den Sicherheitskräften verursacht worden war.
Bei den Gefechten starben erneut zahlreiche Menschen. Im Raum Kramatorsk seien sechs Aufständische erschossen worden, teilte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow am Dienstag mit.
Im Gebiet Donezk seien auch mehr als 30 Angehörige der Regierungstruppen verletzt worden, sagte Selesnjow. Die militanten Gruppen berichteten zudem vom Abschuss eines Kampfflugzeugs des Typs Suchoi Su-25. Der Pilot habe sich per Schleudersitz gerettet. Separatistensprecher Alexej Toporow sagte, die «Volkswehr» habe vor Lugansk mehrere Dutzend Panzerfahrzeuge mit Salven gestoppt.
Pipeline explodiert
Am Rande der Kämpfe kam es auch zu einer Explosion an einer Pipeline für den Export von russischem Gas Richtung Westen. Augenzeugen in der Region Poltawa sprachen von einer rund 200 Meter hohen Flamme, die aus der auch als «Transsibirische Pipeline» bekannten Urengoj-Pomari-Uschgorod-Leitung geschossen sei.
Dem Leitungsbetreiber Ukrtransgaz zufolge hat der Zwischenfall aber keine Auswirkungen auf den Gasfluss in die EU. Ursache war ersten Ermittlungen zufolge ein Druckabfall. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow sagte aber, die Explosion werde als «möglicher Terrorakt» betrachtet.
Im Ringen um eine Lösung des Ostukraine-Konflikts hat Präsident Poroschenko zudem eine Sondergesandte für die Krisenregionen Donezk und Lugansk eingesetzt. Irina Geraschtschenko solle den Dialog mit den Aufständischen vor allem in der selbst ernannten «Volksrepublik Donezk» suchen, die wie die «Volksrepublik Lugansk» nach Unabhängigkeit strebt. Geraschtschenko ist Parteigenossin des Ex-Boxers und Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko.
Separatisten wollen nicht direkt mit Kiew sprechen
Die Separatisten erklärten sich grundsätzlich zu Gesprächen bereit, verlangten aber, dass Vermittler Russlands oder internationaler Organisationen hinzugezogen würden. Direkte Gespräche mit Kiew seien nicht mehr möglich, «weil die Regierung jeden Tag ihre Bürger in Slawjansk und anderen Städten tötet», sagte der von Kiew nicht anerkannte Donezker «Vize-Regierungschef» Andrej Purgin.
Die Europäische Union überwies unterdessen 500 Millionen Euro an die Ukraine. Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel handelt es sich um eine Budgethilfe, über deren Verwendung die Regierung in Kiew frei entscheiden kann.
Das Geld, das sich die EU auf dem Kapitalmarkt geliehen hat, gehört zum insgesamt 1,61 Milliarden Euro schweren EU-Hilfspaket. Schon vor knapp einem Monat war eine erste Tranche von 100 Millionen Euro überwiesen worden; eine Milliarde soll folgen.