Das Gespräch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels im australischen Brisbane dauerte am Samstag länger als erwartet.
Nach einer gewissen Zeit gesellte sich auch EU-Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker dazu. Der Sprecher des russischen Präsidialamts. Dmitri Peskow, dementierte unterdessen Gerüchte, wonach Putin den Gipfel frühzeitige verlassen will.
Alle bilateralen Gespräche drehten sich bisher ausschliesslich um den Ukraine-Konflikt und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Die EU hatte Russland mit neuen Sanktionen gedroht, und Regierungschefs der Europäischen Union wollten sich am Sonntag mit US-Präsident Barack Obama am Rande des Gipfels in Brisbane treffen, um die Lage in der Krisenregion der Ostukraine zu sondieren.
Putin sagte dem deutschen Fernsehsender ARD in einem Interview, der Ukraine-Konflikt dürfe «nicht einseitig betrachtet werden». Er sagte, in den Gebieten der Aufständischen werde der Versuch unternommen, alles zu vernichten, «sämtliche politische Gegner und Widersacher». «Wir wollen das nicht», fügte Putin hinzu. «Und wir lassen das nicht zu.»
Putin bestreitet eine Beteiligung seines Landes an dem Konflikt. Die Strafmassnahmen des Westens gegen sein Land nennt er «illegal».
Obamas Kritik an Putin
Obama griff Putin erneut scharf an. Die «russische Aggression» in der Ukraine sei eine «Bedrohung für die Welt», sagte Obama. Als Beispiel führte er den «Abschuss» der malaysischen Passagiermaschine MH17 vor vier Monaten in der Ostukraine an.
Obama drückte sein Mitgefühl für die Hinterbliebenen der 38 Australier aus, die dabei ums Leben kamen. Insgesamt starben 298 Menschen bei dem Absturz.
Russland trat der US-Kritik entgegen und wies Darstellungen zurück, Schuld an der jüngsten militärischen Eskalation in der Ukraine zu sein und die Rebellen mit Waffen zu unterstützen. «Wir haben damit nichts zu tun», sagte Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow in Brisbane.
Putin habe bei einem Treffen der Schwellenländer-Gruppe BRICS im Übrigen Unterstützung erhalten. Die BRICS-Partner hätten erklärt, dass die westlichen Sanktionen illegal sind, die UNO-Regeln verletzten und der weltwirtschaftlichen Erholung schadeten, ergänzte er. Dabei habe die russische Seite in diesem Kreise das Thema Ukraine selbst nicht auf den Tisch gebracht.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte in Brisbane die USA, die EU und Russland auf, eine friedliche Lösung zu finden. Es handle sich um eine Krise im Herzen Europas wie einst im Kalten Krieg, die den Weltfrieden und die Wirtschaft bedrohe.