Um den Opfern der Anschläge von Paris zu gedenken, aber auch um den Negativschlagzeilen über ihr Quartier entgegenzuwirken, haben die Anwohner der Brüsseler Gemeinde Molenbeek am Mittwochabend eine Kundgebung durchgeführt. Zwischen 2000 und 2500 Personen nahmen teil.
Die Kundgebung fand auf dem Platz vor dem Gemeindehaus statt. Wer teilnehmen wollte, musste erst eine Sicherheitskontrolle passieren. Gegen 17 Uhr war der Platz fast zu Dreiviertel gefüllt. Quartierbewohner und zahlreiche Journalisten standen dicht gedrängt beisammen. Auf dem Boden war mit Teekerzen das Wort «Molenbeek» geschrieben. Eine Frau verteilte Flyer, andere hielten Transparente hoch.
Auf einem Banner stand: «Wir arbeiten hier, wir leben hier, wir bleiben hier!». Ein Mann hielt ein Schild hoch mit den Worten: «Ich liebe Molenbeek». Die Stimmung war lebhaft, viele Anwesende diskutierten oder standen den zahlreichen Medienvertretern Red und Antwort. Zwischen 2000 und 2500 Personen waren versammelt, wie eine Sicherheitsverantwortliche gegenüber einer sda-Journalistin sagte.
Die Botschaft der Quartierbewohner lautete immer gleich: Molenbeek sei nicht einfach ein «Terroristennest», wie in den Medien berichtet werde, sondern in erster Linie ein Quartier, in dem die Leute normal lebten und arbeiteten.
Molenbeek gegen den Terror
So wie ein italienischer Einwanderer Mitte 30: «Die Medien sind wie die Polizei», bemerkte er. «Sie kommen immer zu spät.» Aber es sei besser, sie kämen zum falschen Zeitpunkt, als gar nicht, räumte er ein. «Das hier ist in erster Linie ein normales Quartier, in dem 99 Prozent der Leute friedlich sind», sagte er.
Ein anderer Quartierbewohner sagte in die Kamera eines Fernsehteams: «Nicht alle Bewohner von Molenbeek sind Terroristen.» Dann begann die Menge zu klatschen und rief immer wieder: «Molenbeek gegen den Terror, Molenbeek gegen den Terror!».
Eine junge Frau mit Kopftuch hielt fest: «Ich will zeigen, dass die Muslime genauso betroffen sind durch die Terroranschläge wie alle anderen. Deshalb bin ich heute gekommen. Das zu verurteilen ist meine Pflicht als Bürgerin und als Mensch.»
Die Worte der Bürgermeisterin Françoise Schepmans gingen im Lärm unter. «Danke, dass ihr gekommen seid, danke für eure Solidarität», sagte die liberale Politikerin, danach versagte die Technik.
Molenbeek im Westen der belgischen Hauptstadt gilt schon länger als Drehscheibe für Terroristen, immer wieder führt die Spur in den Brüsseler Stadtteil, wie auch nach den Terroranschlägen vom vergangenen Freitag in Paris. Das Einwandererquartier hat eine Arbeitslosenquote von rund 30 Prozent und einen hohen Anteil muslimischer Einwanderer, die teilweise sehr schlecht in die belgische Gesellschaft integriert sind.