Rätsel um Atommaterial in Moskauer Gepäck nach Teheran

Russische Sicherheitskräfte haben in Moskau radioaktives Natrium-22 in einem für den Flug nach Iran bestimmten Koffer entdeckt. Ein modernes Kontrollsystem habe bei der Durchleuchtung des Koffers am Flughafen Scheremetjewo eine um das 20-Fache erhöhte Radioaktivität gemessen.

Blick auf eine iranische Atomanlage (Archiv) (Bild: sda)

Russische Sicherheitskräfte haben in Moskau radioaktives Natrium-22 in einem für den Flug nach Iran bestimmten Koffer entdeckt. Ein modernes Kontrollsystem habe bei der Durchleuchtung des Koffers am Flughafen Scheremetjewo eine um das 20-Fache erhöhte Radioaktivität gemessen.

Daraufhin fanden Zöllner 18 Metallzylinder mit dem strahlendem Material, wie die russische Zollbehörde am Freitag nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax mitteilte. Der Besitzer des Koffers, der nach Teheran geschickt werden sollte, sei festgenommen worden. Angaben zur Person wurden nicht gemacht.

Das Isotop Natrium-22, das in der Medizin genutzt wird, kann nur in einem Atomreaktor hergestellt worden sein. In der Natur kommt es nicht vor.

Iran: Keine Kenntnisse

Die iranische Botschaft in Moskau teilte mit, sie habe keine Kenntnisse über einen aktuellen Fund von radioaktivem Material. Allerdings habe es im vergangenen Monat ein Missverständnis mit dem russischen Zoll gegeben, sagte ein namentlich nicht genannter Diplomat der iranischen Agentur ISNA.

Dabei habe ein iranischer Student zahntechnisches Material mit sich geführt. Der Diplomat warf „Westmedien“ vor, mit „falschen Berichten“ die Beziehungen zwischen Russland und dem Iran belasten zu wollen.

In Staatsbetrieben hergestellt

Natrium-22 wird durch die Bestrahlung des Isotopen Neon-22 mit Protonen in einem Beschleuniger erzeugt. Solche Anlagen gebe es unter anderem in mehreren russischen Universitäten und Forschungszentren sowie in Anlagen des Staatskonzerns Rosatom.

Zwischen Russland und dem Iran besteht ein Abkommen über die Lieferung von Isotopen Molybdän-99 und Jod-131 zu medizinischen Zwecken. Das Material sei von dem Spezialdurchleuchter „Jantar“ („Bernstein“) entdeckt worden, teilte die Zollbehörde am frühen Abend auf ihrer Internetseite mit.

Dem Iran wird vorgeworfen, an einer Atombombe zu arbeiten. Die Regierung in Teheran hingegen betont stets, sie wolle die Atomkraft für zivile Zwecke nutzen. Russland hat im iranischen Buschehr das erste Atomkraftwerk des Landes vollendet.

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