Die Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz (GFBV) wirft Schweizer Edelmetall-Raffinerien ungenügende Sorgfalt bei Goldeinkäufen vor. Die Raffinerie Metalor soll bis heute illegales Gold aus Peru beziehen.
Während die Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz den heutigen Bezug illegalen Goldes nach ihren Recherchen für höchstwahrscheinlich hält, ist sie sich sicher, was den vergangenen Bezug angeht: Sowohl die Firma Metalor mit Sitz in Neuenburg als auch die Goldraffinerie Pamp aus dem Tessin hätten in der Vergangenheit illegales Gold aus Peru verarbeitet, schreibt GFBV in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Peru ist einer der weltweit grössten Goldproduzenten. Der illegale Goldhandel geht laut GFBV etwa mit Geldwäscherei, Zwangsarbeit, Steuerhinterziehung und Umweltproblemen einher. Seit einigen Jahren geht die peruanische Regierung mit verschiedenen Massnahmen und neuen Gesetzen gegen den illegalen Goldhandel vor.
Dabei wurden Verfahren wegen Geldwäscherei gegen verschiedene Goldlieferanten von Metalor eingeleitet, wie GFBV mit Berufung auf Untersuchungen der peruanischen Zollbehörde Sunat und der für Geldwäscherei zuständigen Staatsanwaltschaft ausführt. Noch heute handle Metalor weiterhin mit Firmen mit fragwürdigem Geschäftsgebaren, heisst es im GFBV-Bericht «Geschäfte mit illegalem Gold – Schweizer Raffinerie Metalor unter Verdacht».
Rechtshilfeantrag
Derzeit werde gegen drei peruanische Firmen ermittelt, von denen Metalor noch heute Gold beziehe, schreibt die Menschenrechtsorganisation. Gegenüber der TV-Sendung «Kassensturz» von SRF schrieb Metalor: «Wir kennen und prüfen jede Mine. Darüber hinaus führen wir eigene Kontrollen mit regelmässigen Besuchen vor Ort durch.» Gegenüber der Nachrichtenagentur sda steht eine Stellungnahme noch aus.
Im Zusammenhang mit beschlagnahmtem Gold will Peru einen Antrag auf Rechtshilfe an die Schweizer Behörden stellen. Der oberste Leiter der Zollbehörde in Peru, Gustavo Romero Murga, erklärte in der «Kassensturz»-Sendung von Dienstagabend, fast alles Gold aus dem Regenwald werde illegal geschürft. Ein grosser Teil davon werde von Schmelzereien in der Schweiz verarbeitet, begründete er das Rechtshilfebegehren.
Die ausländischen Käufer würden zwar sagen, sie würden nur Gold von registrierten Firmen mit Ausfuhrgenehmigung beziehen, erklärte Murga. «Ich sage: Diese Legalität existiert nur auf dem Papier. Wenn man nur ein kleines bisschen tiefer gräbt, sieht man, dass es damit hier Probleme gibt.»
Keine Transparenzpflicht
GFBV verlangt von den Raffinerien, die Sorgfaltsprüfung all ihrer Goldlieferanten rigoros durchzuführen. Die Resultate dieser Prüfung und Informationen zu den Goldlieferanten müssten zugänglich gemacht werden. Von der Schweiz fordert die Menschenrechtsorganisation die gesetzliche Einführung einer Sorgfaltsprüfungspflicht.
Die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, sagte gegenüber dem «Kassensturz», es seien nun verschiedene Initiativen für Transparenz und Sorgfaltspflichten im Goldabbau begonnen worden. Eine Transparenzpflicht für Schweizer Goldschmelzereien hingegen hält die Seco-Direktorin nicht für sinnvoll. «Das Problem ist einfach, dann geht das Gold nicht mehr über die Schweiz, sondern über eine andere Plattform», sagte Ineichen-Fleisch.