Knapp zwei Wochen vor der Parlamentsneuwahl in Spanien ist der geschäftsführende Ministerpräsident Mariano Rajoy von seinen drei wichtigsten Rivalen heftig kritisiert worden.
Bei der einzigen Grossdebatte vor dem Urnengang am 26. Juni wurden in der Nacht zum Dienstag vor allem die vielen Korruptionsaffären bei Rajoys konservativer Volkspartei (PP) sowie die Spar- und Arbeitsmarktpolitik des 61-jährigen Regierungschefs angeprangert.
«Es war alle gegen Rajoy», bilanzierte die Zeitung «El País» nach dem zweieinhalbstündigen Rededuell. «Der Gegner ist Rajoy, Pedro, der Gegner ist Rajoy», murmelte der Spitzenkandidat der Linksallianz Unidos Podemos (Vereint können wir es schaffen), Pablo Iglesias, als der Chef der Sozialisten (PSOE), Pedro Sánchez, ihn einmal kritisierte. Rajoy wies viele der Vorwürfe als «Lügen» zurück. Einen Debattensieger habe es nicht gegeben, stimmten die meisten Medien überein.
Alle vier Teilnehmer waren sich einig, dass es nach der Neuwahl zur Bildung einer Regierung kommen und auf keinen Fall ein dritter Urnengang binnen weniger Monate nötig sein werde. Laut Medien sind aber auch Ende Juni keine klaren Mehrheitsverhältnisse zu erwarten.
Spanien steht vor der ersten Neuwahl seiner Geschichte. Am 20. Dezember hatte die PP als stärkste Kraft 28,7 Prozent bekommen, die absolute Mehrheit aber verloren. Rajoy fand danach keinen Bündnispartner. Trotz eines Pakts mit den liberalen Ciudadanos (Bürger) von Albert Rivera scheiterte auch Sozialisten-Chef Sánchez mit dem Versuch der Bildung einer Regierungskoalition.