Aktivisten haben am Mittwoch aus verschiedenen Gebieten Syriens neue Kämpfe gemeldet, darunter auch aus der Wirtschaftsmetropole Aleppo. Dort seien am Vortag Raketen der syrischen Luftwaffe in einem Spital eingeschlagen, berichteten eine Menschenrechtsgruppe und ein Arzt.
Bei dem Angriff am Dienstag sei eine Person verletzt worden, sagte am Mittwoch ein Arzt im Al-Schifaa-Hospital. „Wir wären gestorben, wenn wir nur fünf Minuten länger dageblieben wären.“ Zum Zeitpunkt der Einschläge hätten sich 15 Patienten im Spital aufgehalten. Sie seien alle verlegt worden.
Human Rights Watch sprach von einer Verletzung des internationalen Rechts. Die Menschenrechtsgruppe erklärte unter Berufung auf Spitalmitarbeiter, es hätten sich keine Kämpfer der Opposition in der Nähe befunden.
Weitere Kämpfe im Land
In der Stadt Manbidsch östlich von Aleppo versuchten Aufständische am Mittwoch die Kontrolle über einen wichtigen Damm zu übernehmen, wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Demnach setzten die Streitkräfte bei den Gefechten um den Damm am Euphrat Kampfhelikopter ein.
Die örtlichen Koordinationskomitees berichteten von Kämpfen in der östlichen Provinz Deir Al-Sur, in der Region Idlib, und in Daraa. Auch in Damaskus kam es offenbar wieder zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und Rebellen.
Hinter der im Bau befindlichen iranischen Botschaft steige Rauch auf, berichtete ein Aktivist aus der Hauptstadt. In der Nähe der Kämpfe befinde sich auch das Gebäude des syrischen Kabinetts.
Auch in der Nähe eines Grenzübergangs zur Türkei, den die Rebellen im vergangenen Monat eingenommen hatten, ist es nach Angaben von Aktivisten zu Kämpfen gekommen. Ein Sprecher in der türkischen Grenzstadt Reyhanli sagte, am Dienstag sei in dem Gebiet Gefechtslärm zu hören gewesen, bis zum Mittwochmorgen habe sich die Lage aber beruhigt.
Anschlag in Damaskus
Die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) haben sich zu einem Bombenanschlag im Zentrum der Hauptstadt Damaskus bekannt. Ziel des Anschlags vom Mittwoch sei ein Treffen von Armeeoffizieren und Vertretern der regierungstreuen Schabiha-Milizen in einem Büro des Generalstabs gewesen.
Es hätten zwei Sprengsätze explodieren sollen, wie der Chef des FSA-Büros zur Einsatzkoordinierung, Maher Nuwaimi, sagte. Zuvor hatte das syrische Staatsfernsehen von einem Bombenanschlag nahe dem Hotel berichtet, in dem die Mitarbeiter der UNO-Beobachtermission untergebracht sind. Verletzt wurden demnach drei Menschen.
Bilder des staatlichen Nachrichtensenders Al-Ichbaria zeigten einen explodierten Tanklastwagen, an dem der Sprengsatz offenbar angebracht worden war.
Die Aufnahmen zeigten zudem, wie Feuerwehrleute versuchten, brennende Autos zu löschen. Zu sehen waren auch UNO-Fahrzeuge. In dem Stadtteil im Zentrum von Damaskus befindet sich das Hotel, in dem die UNO-Beobachter untergebracht sind, sowie ein Gebäude des Generalstabs der syrischen Armee.
Drohender Ausschluss aus Staatengruppe
Auf dem Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Mekka hatte sich derweil am Dienstagabend der vorläufige Ausschluss Syriens aus der Staatengruppe abgezeichnet. Der Gipfel stellte sich hinter die Suspendierung der Mitgliedschaft des Landes in der OIC.
Das ist der Abschlusserklärung zu entnehmen, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Als Gründe werden die gescheiterte Mission des zurückgetretenen Syrien-Gesandten Kofi Annan aufgeführt und auch, dass Syriens Führung weiterhin auf die „militärische Option“ setze, um den Konflikt in den Griff zu bekommen.
Die Führung von Staatschef Baschar al-Assad wird in dem Text aufgefordert, die Gewalt in Syrien umgehend einzustellen. Gleichzeitig betont der Entwurf die Wahrung der „Einheit Syriens, seiner Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität“.