An den Bob-Weltmeisterschaften in Lake Placid (USA) kann die Crew des St. Gallers Gregor Baumann in der ersten Hälfte des Vierer-Rennens den Schaden mit soliden Leistungen in Grenzen halten.
Das unter schlechten Vorzeichen angetretene Quartett liegt nach zwei von vier Läufen auf Platz 9. Man hatte aus Schweizer Sicht für den Wettkampf in der Königsklasse Böses befürchten müssen. Nur ein Schlitten war in die Teilnehmerliste eingetragen. Und das Team von Gregor Baumann, das in der Regel nicht an der Weltspitze mitmischt, wurde in den Trainings von argen gesundheitlichen Problemen geplagt. Alle drei Stamm-Anschieber waren unter der Woche angeschlagen. Alex Baumann klagte über eine Oberschenkel-Verhärtung, Jürg Egger litt unter einer Magenverstimmung und Patrick Blöchliger laborierte an einer Hüftbeuger-Verletzung.
Die Equipe vom Bobclub Zürichsee hatte Notfall-Szenarien in Betracht ziehen müssen. Der unerfahrene Ersatzmann Sascha Hofstetter hielt sich für einen Einsatz bereit. Und es war sogar darüber diskutiert worden, ob man kurzfristig Anschieber aus der Heimat einfliegen lässt. Im schlimmsten Fall hätte die Vierer-WM ohne Schweizer Beteiligung stattgefunden, was einer Farce gleichgekommen wäre.
Schliesslich konnte Gregor Baumann mit der Original-Besetzung an den Start gehen. Alex Baumann wurde von einem Arzt der Deutschen fitgespritzt und Patrick Blöchliger schluckte schmerzstillende Medikamente. Der Doktor meinte, es seien keine langfristigen Schäden zu befürchten. Deshalb setzte „Schweiz I“ alles auf eine Karte. Unter diesen Voraussetzungen waren die in der Anlaufspur erzielten Zeiten gar nicht so übel. Zumal im Auftakt-Durchgang der Anschubbügel beschädigt wurde. Die Baumann-Crew büsste auf den ersten Metern auf die besten Starter knapp zwei Zehntel pro Lauf ein.
An der Spitze hat der Amerikaner Steven Holcomb nach dem Goldmedaillengewinn im Zweier nachgewiesen, dass er über die Fähigkeiten verfügt, in Lake Placid das Double zu bewerkstelligen. Er führt bei Halbzeit mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung auf den deutschen Europameister und Shooting-Star Maximilian Arndt. Es kündigt sich ein spannendes Duell um den WM-Titel an. Arndts Landsmann, Titelverteidiger Manuel Machata, ist momentan Dritter (0,28 Sekunden hinter Holcomb). Der russische Gesamtweltcup-Gewinner Alexander Subkow würde aktuell als Vierter leer ausgehen. Am Sonntag ab 15.20 Uhr (MEZ) fällt am Mount van Hoevenberg die Entscheidung.